Montag, 3. Oktober 2011

Allein mit dem Gefühl

Und dann gibt es da diese Momente, in denen ich mich allein fühle. So allein. In diesen Momenten stelle ich mich oft ans Fenster, schau in die Sterne und fühl mich noch mehr allein. Die Fenster der Häuserwand gegenüber sind dunkel. Keiner da. Das Telefon bleibt unberührt. Keiner da. Ich laufe durch meine Wohnung, setze mich und laufe wieder durch die Wohnung. Selbst das Atmen erscheint mir fremd. Als wäre ich damit allein. Es ist meistens nachts, ich sollte schlafen. Doch ich bleib lieber allein. Ein bedrückendes Gefühl springt auf meine Schultern. Ich muss mich setzen. Vielleicht trinke ich einen Tee, doch bestimmt denke ich nach. In Momenten wie diesen spüre ich mich, mein Herz, meine Gefühle. Ich habe sie nicht verloren, sie sind nur untergegangen im Alltag. Vielleicht bin ich da auch allein, aber ich spür es nicht. Jetzt schon. Es ist ein furchtbares Gefühl, ich wünsche mir Schlaf, ganz alltäglich.
Es scheint so eine Floskel unter Freunden, zu sagen, der andere könne sich zu jeder Uhrzeit - ob Tag, ob Nacht - melden, wenn ihm etwas auf dem Herzen liegt. Man tut es nicht und das weiß der andere. Man will nicht stören, vor allem nicht den Schlaf. Doch gewiss nicht wegen einer Phase des O-ich-bin-so-allein-Gefühls. Niemals. Obwohl es einem sehrwohl auf dem Herzen liegt, schwer wie ein Stein. Man schweigt und ist allein mit seinem Gefühl.
In Momenten wie diesen stelle ich vieles und viele in Frage. Vor allem mich selbst. Ich fühle mich nicht nur allein, sondern auch schlecht. Denn wäre ich es nicht, wäre ich wahrscheinlich nicht allein. Denke ich. Ich starre in den Himmel, an die Wand, auf meine Möbel. Manchmal fällt das Atmen schwerer, die Einsamkeit drückt auf die Lungen und schlägt auf den Magen. Ein Gefühl der Ohnmacht, der Übelkeit, des Zweifels, der Melancholie, des Tiefsinns, der Philosophie, der Veränderung, des Wachseins, der Trance. Immerhin Gefühle. Manchmal wünsche ich mir jemanden zum Reden. Und manchmal jemanden, der einfach nur neben mir sitzt. Manchmal liebe ich diese Momente und manchmal hasse ich sie.
In Momenten wie diesen wird nichts alles und alles nichts. Und wenn ich dann irgendwann einschlafe, lasse ich die Gefühle in diesen Momenten zurück... Für einsame Stunden.