Dienstag, 20. Dezember 2011

Kein kreativer Erguss

Ich gestehe, ich habe keinerlei Idee dafür, das Jahr textlich glorreich abzuschließen, doch fühle ich mich irgendwie so etwas wie verpflichtet, die üblichen Floskeln herauszulassen. Einfach für das gute Gewissen. Für etwas anderes sind sie ohnehin nicht, denn im Grunde meint doch kaum jemand seine herzzerreißenden Redewendungen zur Jahreswende wirklich ernst. Ungefähr genauso ernst, wie man selbst seine guten Vorsätze meint. Doch das ist nicht weiter schlimm, das ist ganz normal.

Letztes Jahr habe ich an dieser Stelle eine höchst emotionale, treffende Zusammenfassung aufreibendster Jahresmomente aus aller Welt gemacht und würde es mir gern ganz unkreativ selber nachmachen und wiederholen, doch muss ich gestehen, dass dieses Jahr nichts, aber auch gar nichts, Einprägsames in meinem Gehirn hinterlassen hat. Das Jahr ist offenbar dummerweise einfach an mir vorbeigezogen. Kein kreativer Erguss möglich, man verzeihe mir doch bitte.

Ganz langweilig, lahm und spießig möchte ich an dieser Stelle (weil mir ja offensichtlich nichts Besseres einfällt) all den treuen Lesern für ein weiteres Jahr der Treue danken und natürlich auch allen, die erst dieses Jahr dazugekommen sind. Ich freue mich über jeden von euch, über nette und auch kritische Worte, über Arschkriecherei bis hin zu Schmeichlerei. Ich fühle mich geehrt, für einige ein Ventil für eigene Gedanken zu sein und ich fühle mich durch jeden Zuspruch geschmeichelt. Euch wünsche ich ausnahmsweise tatsächlich ein frohes neues Jahr. Das kommende Jahr wird groß, sehr groß sogar. Ich trinke am Jahreswechsel einen auf euch alle. Macht es gut oder besser noch besser. Danke. Cheers.

Freitag, 25. November 2011

Zum Glück nur ein Traum

Ich habe schon desöfteren über Träume geschrieben; Träume hier, Träume da, Träume, die sich ändern, Träume, die vergessen werden, Träume, die in Erfüllung gehen, Träume, die immer welche bleiben. Jeder träumt. Und jeder hat einen Traum. Oder mehrere. Aber sicher einen.

Und dieser wird dummerweise oft vergessen, verdrängt oder noch schlimmer: ignoriert. Unzählige Menschen haben verlernt, zu jagen. Sie lassen das Gefühl unter dem Alltagsschutt vergraben werden, obwohl sie genau wissen, dass nur das sie letztlich glücklich machen kann. Dass der Traum traumhaft wäre, nur nicht im Traum. Doch der Weg dorthin schreckt sie ab. Man ist das Jagen von Evolution her nicht mehr gewohnt. Man ist bequem geworden, faul. Selbstverständlich haben sie Träume, sagen sie, aber Träume sind auch Schäume. Ja, das sind sie. Wenn man Tag ein, Tag aus ohne sie lebt und sich im bequemen täglichen Trott bewegt, werden sie es auch immer bleiben. Viele haben vergessen zu träumen. Und viele trauen sich nicht. Warum nicht träumen? Warum ihnen nicht nachjagen? Hat man etwas zu verlieren?

Zu viele lassen sich gehen, sich und ihre Chance auf Glück. Die Jagd wird abgeblasen, ehe sie begonnen hat und alles läuft weiter wie bisher. Ich sage: Wage zu träumen, nimm dein Herz und geh auf die Jagd. Manchmal sind sie näher, als man denkt. Man muss nur wagen, zu fliegen und im richtigen Moment nach ihnen zu greifen.

Lange ging es mir so wie so vielen. Ich war schon immer eher der Träumer, doch für mich blieben Träume besser Träume, weil sie dort in meinem Kopf sicher waren, sicher vor anderen, vor der oft so grausamen Welt und Realität, sicher vor Enttäuschung, sicher vor der Vernichtung. Aber etwas war falsch. So konnte es nicht bleiben. Also bin ich losgegangen, mit meinen Träumen an der Hand. Wohin der Weg uns führt - ob in meinen Himmel oder Hölle - das weiß ich nicht, doch ich kann es kaum erwarten. Ich fühle, dass es der richtige Weg ist. Für diesen Weg muss ich viele Opfer bringen. Jeder Traum hat auch seine Schattenseite. Hier bleiben alte Hoffnungen und vielleicht auch ein altes Leben, alte Freunde, alte Gewohnheiten, alte Umgebung und alter Alltag zurück. Der Schatten meines Traums ist groß, doch kein Grund zur Umkehr. Ich weiß, dass es richtig ist. Manch einer wird mich egoistisch nennen, weil ich meinem Gefühl in der Magengegend Opfer bringe, so viel aufgeben, zurücklassen, verlassen werde. Aber ist es überhaupt egoistisch, wenn man einfach glücklich sein möchte? Möchte das nicht letztlich jeder? Ist dann jeder egoistisch? Ist träumen egoistisch? Nein. Träumen nachzujagen, sie erfüllen zu wollen, ebenfalls nicht. Auch, wenn man dabei über viele Köpfe steigen muss, die enttäuscht sind, traurig, wütend oder einem Steine in den Weg werfen - ob nun, um einen aus Liebe aufzuhalten oder den Traum zerplatzen zu lassen.

Ich werde träumen und ich werde weitergehen. Es tut mir leid für jeden, den ich dafür opfern muss und für jeden, der gerne mit mir kommen würde. Aber mein Traum ist mein und dort ist kein Platz für alte Gewohnheiten. Ihr werdet verstehen... wenn ihr selber anfangt, zu jagen.

Donnerstag, 10. November 2011

Ich bin ein schlechter Mensch

Ich lache, wenn Kinder hinfallen und bitterlich heulen. Ich freue mich, wenn Menschen, die mir einmal wehgetan haben, Probleme haben; am meisten, wenn sie schlichtweg daran verzweifeln. Ich spiele mit Gefühlen sämtlicher, enttäusche und verletze absichtlich und lüge dann, ohne rot zu werden, dass es mir leidtut. Manchmal fühle ich mich schlecht und frage mich, wieso mich überhaupt irgendjemand mögen kann, wo ich doch ein solches Arschloch bin. Würde mir eine Person mit diesen Eigenarten gegenübertreten und einen Kontakt wollen, würde ich dankend ablehnen.

Ich mache mir schon lange nichts mehr vor: Ich bin nun einmal so. Viele Versuche, mich in eine für die Menschheit angenehmere Art zu ändern und verbiegen, sind zwar nicht unbedingt gescheitert, aber waren letztlich auch nicht von langer Dauer. Der wahre Charakter setzt sich nun einmal durch und dagegen kann nichts und niemand etwas ändern, sage ich. Für andere ändern ist sowieso falsch. Wenn für sich selbst und warum sollte man das tun, außer für den eigenen Vorteil. Und das ist dann im Grunde auch wieder geschickt verstellt und eingefädelt. Charakter bleibt Charakter. Und dann stell ich mir die Frage, ob ich wirklich so ein Mistkerl oder einfach der Durchschnittsmensch bin. Dass jeder am Tag mehrfach lügt, ist wissenschaftlich bewiesen und dass jeder schon einmal jemandem wehgetan hat, ist ebenfalls wahr. Viele hegen Rachegedanken und malen sich in ihrer Fantasie die grausamste Folter der Person aus, die sie einmal verletzt hat. Tatsächlich amüsiert es viele, wenn kleine Kinder hinfallen. Definiert das einen schlechten Charakter? Dann sind wir fast alle schlecht und das wäre schlecht.

Spielen wir nicht alle mit Gefühlen? Spielen anderen etwas vor, verstellen uns, halten uns eine Reserve warm? Ich habe mich einmal kurz schlecht dabei gefühlt, mir Personen warmzuhalten für kalte Zeiten, mehrgleisig zu fahren in gewisser Weise, aber heute nicht mehr. Wenn sie doch darauf reinfallen? Macht mich dieses Denken zu einem Arschloch? Wahrscheinlich. Vielleicht auch nicht. Andere mögen anderes denken. Vielleicht. Aber andere haben ohnehin keinen Einfluss. Nicht mehr. Jeder sollte sich selbst treu bleiben, schließlich ist man sich selbst nicht nur der Nächste, sondern auch der Einzige, dem man wirklich vertrauen kann, weil man sich nicht fremdgeht (zumindest im Idealfall). Wenn ich anderen nicht treu bin, bin ich es zumindest mir selbst und ist das nicht das Wichtigste?

Wir sind alle schlechte Menschen, denn Menschen sind nun einmal schlecht und die Wenigen unter uns, die es nicht sind, sind nur die Ausnahme, die letztlich doch nur die Regel bestätigen. Ich bleibe ich.

Dienstag, 1. November 2011

Traumgeburten

Jeder hat Träume. Und wer sie nicht hat, ist zwar in gewisser Weise beneidenswert, aber vielmehr bemitleidenswert. Träume bringen Leben in unsere Füße. Träume bewegen uns vorwärts. Manchmal schaffen sie Flügel und wir fliegen davon und sind im besten Fall glücklich.

Träume ändern sich.

Das merkt man irgendwann. Natürlich hat man als Kind noch kindliche, oft unrealistische Träume, doch auch später ändern sich diese manchmal noch einmal. Und das ist gut so. Wenn ich an meine früheren Träume zurückdenke, muss ich manchmal lachen. Ich wusste schon, als sie in meinem Kopf geboren wurden, dass sie nie mehr sein würden als eine Illusion. Ihr Untergang war vorbestimmt. Sie sollten nie sein. Es brauchte einige Jahre, das zu erkennen. Ihr Tod sollte wehtun, doch er tut es nicht.

Träume ändern sich.

Ist nicht die erste große Liebe in diesem Moment der Traum? Man glaubt sich am Ziel aller Träume oder zumindest mitten im Traumland gefangen. Ist nicht die nächste Liebe ein neuer Traum? Auch er zerplatzt. Plan B. Neuer Traum. So jemand kann es ja auch gar nicht gewesen sein. Man hat vielleicht lange daran festgehalten und wollte dabei gar nicht merken, dass längst alles anders ist. Die Leben haben sich weiterbewegt, auf unterschiedlichen Wegen. Man hat sich so sehr in dem Gedanken verrannt, diese alte Liebe wäre der eigene Traum. Alt. Sie ist veraltet, vergangen, der Glanz ist längst fort und eigentlich bleibt nichts als die emotionale Mülltonne mehr übrig. Dummerweise muss man vorher den Aus- und Rückweg aus diesem verrannten Traum finden. Doch dann ab in die Tonne mit dem Schutt alter Träume.

Träume ändern sich.

Und mit ihr die Welt und unsere Welt. Und das ist nichts, wovor man zurückweichen sollte. Nur wer bereít ist, sich zu ändern, kann jede Welt verändern. Auch seine Traumwelt.
Auch, wenn es im ersten Moment schmerzhaft ist, denn Abschiede sind nie einfach, lässt man die neuen Träume lieber zu, selbst wenn die Gefahr besteht, dass auch sie irgendwann im Müll landen. Man sollte dennoch versuchen, wenigstens ein Stück mit ihnen zu fliegen, denn nichts ist vergänglicher als Glück.

Du hattest recht: Ich habe etwas Besseres verdient.

Montag, 3. Oktober 2011

Allein mit dem Gefühl

Und dann gibt es da diese Momente, in denen ich mich allein fühle. So allein. In diesen Momenten stelle ich mich oft ans Fenster, schau in die Sterne und fühl mich noch mehr allein. Die Fenster der Häuserwand gegenüber sind dunkel. Keiner da. Das Telefon bleibt unberührt. Keiner da. Ich laufe durch meine Wohnung, setze mich und laufe wieder durch die Wohnung. Selbst das Atmen erscheint mir fremd. Als wäre ich damit allein. Es ist meistens nachts, ich sollte schlafen. Doch ich bleib lieber allein. Ein bedrückendes Gefühl springt auf meine Schultern. Ich muss mich setzen. Vielleicht trinke ich einen Tee, doch bestimmt denke ich nach. In Momenten wie diesen spüre ich mich, mein Herz, meine Gefühle. Ich habe sie nicht verloren, sie sind nur untergegangen im Alltag. Vielleicht bin ich da auch allein, aber ich spür es nicht. Jetzt schon. Es ist ein furchtbares Gefühl, ich wünsche mir Schlaf, ganz alltäglich.
Es scheint so eine Floskel unter Freunden, zu sagen, der andere könne sich zu jeder Uhrzeit - ob Tag, ob Nacht - melden, wenn ihm etwas auf dem Herzen liegt. Man tut es nicht und das weiß der andere. Man will nicht stören, vor allem nicht den Schlaf. Doch gewiss nicht wegen einer Phase des O-ich-bin-so-allein-Gefühls. Niemals. Obwohl es einem sehrwohl auf dem Herzen liegt, schwer wie ein Stein. Man schweigt und ist allein mit seinem Gefühl.
In Momenten wie diesen stelle ich vieles und viele in Frage. Vor allem mich selbst. Ich fühle mich nicht nur allein, sondern auch schlecht. Denn wäre ich es nicht, wäre ich wahrscheinlich nicht allein. Denke ich. Ich starre in den Himmel, an die Wand, auf meine Möbel. Manchmal fällt das Atmen schwerer, die Einsamkeit drückt auf die Lungen und schlägt auf den Magen. Ein Gefühl der Ohnmacht, der Übelkeit, des Zweifels, der Melancholie, des Tiefsinns, der Philosophie, der Veränderung, des Wachseins, der Trance. Immerhin Gefühle. Manchmal wünsche ich mir jemanden zum Reden. Und manchmal jemanden, der einfach nur neben mir sitzt. Manchmal liebe ich diese Momente und manchmal hasse ich sie.
In Momenten wie diesen wird nichts alles und alles nichts. Und wenn ich dann irgendwann einschlafe, lasse ich die Gefühle in diesen Momenten zurück... Für einsame Stunden.

Mittwoch, 28. September 2011

Ausgespielt

Wie fängt man mit etwas an, von dem man nicht weiß, dass es beginnt? Und wie beendet man etwas, dessen Ende man nicht bemerkt? Was einst so vertraut war, erscheint nun fremd, wenn man es aus einem gesunden Abstand betrachtet. Menschen entfernen sich und wenn man die Hand nach ihnen ausstreckt, um sie zu halten, merkt man, dass nichts mehr da ist, was sie hält.

Ich bin einige Schritte zurückgewichen und habe alles von Weitem beobachtet. Dabei habe ich mich distanziert von vielen, wohl von allen. Manche haben es gespürt, manche nicht. Die Wichtigen und die weniger Bedeutenden eben. Distanz ist nichts Schlechtes, denn sie hilft, Dinge zu erkennen, die man im direkten Alltag längst übersehen hat, aber auch solche, die man nicht mehr zurück auf die eigene Lebensbühne schicken kann, weil ihre Rolle dort beendet ist. Vielleicht, weil sie ersetzt wurde. Vielleicht, weil ihre Szene(n) einfach vorüber sind in der Geschichte. Das ist traurig, aber so ist der Lauf des Lebens. Jeder läuft anders. Manchmal kreuzen sich die Wege, manchmal führen sie ein Stück zusammen, manchmal treffen sich die Wege niemals.

Zugegebenermaßen tut es weh, wenn man feststellt, dass der gemeinsame Weg zuende sein soll, weil man es bei manchen Menschen einfach nicht möchte. Doch, was man will und was ist, sind zwei verschiedene Dinge. Ich sage nicht, dass es das Schicksal ist, aber unsere Wege sind gelegt und vorgefertigt. Jeder findet seinen eigenen und jeder kann ihn so weit gehen, wie er ist, aber die Wegkreuzungen kann man nicht bestimmen. Der Weg beginnt allein und er endet allein.

Ja, ein Abschied tut weh, vor allem, wenn er innerlich ist. Ich sehe, dass ich einige Menschen gehen lassen muss, die mir einst so vertraut waren. Doch heute ist alles anders. Sie sind nicht mehr nah genug an meinem Herzen, der Umgang scheint vertraut, ist aber nichts als Gewohnheit. Die Freundschaft scheint Gewohnheit geworden, man ist sich abseits der Routine fremdgeworden. Die Gemeinsamkeit ist die Gewohnheit, die Wege längst verschieden. Ich fühle mich doch recht schlecht, so zu denken. Liegt die Entfernung zu diesen Menschen an mir? An uns? Habe ich mich einfach weiterentwickelt? Oder zurück? Bin ich einfach weitergegangen und habe dem anderen vergessen, die Hand auszustrecken? Wäre es nicht Bertrug gewesen, ihn an der Hand mitzunehmen? Sind wir beide ohne es zu ahnen auf unterschiedlichen Wegen weitergegangen? Oder bin ich einfach tatsächlich lediglich das egoistische Arschloch geworden? Ich habe die Antwort nicht. Und ich werde sie nicht suchen. Die Distanz war genug und hat mir gezeigt, in welche Richtung es geht und mit wem. Und die verdienen meine Nähe und nicht meine Distanz. Die nächste Szene beginnt, macht euch bereit. Der Vorhang fällt.

Sonntag, 14. August 2011

Problemzonen

Manchmal komme ich mir ziemlich verarscht vor. Manchmal mehr, manchmal weniger, doch zur Zeit einmal wieder sehr. Den bösen, großen Schlund des Alltags mit Futter versorgt und zugestopft, kündigt sich eine andere Problemzone an: das sogenannte soziale Umfeld. Man glaubt, man habe alles im Griff und bemerkt, dass alles verrückt spielt und alles aus den Händen entglitten ist.

Schön (oder auch nicht), da sind wir mal wieder. An diesem Punkt, an dem man feststellt, wie allein man wirklich ist und diese Erkenntnis entwickelt sich nicht zwangsweise aus depressiven Phasen heraus. Das soziale Umfeld wird zum Kriegsfeld und es fällt schwer, Freund von Feind zu unterscheiden. Da sind die Freunde, die gar keine sind, weil sie hinter deinem Rücken reden, tuscheln, Intrigen spinnen und sowieso selber spinnen. Da sind die Arschkriecher, die in deinem Allerwertesten das Gefühl hinterlassen, dich entleeren zu müssen. Da sind die Besserwisser und Dummchen, die beide gleichauf nerven. Da sind die Ja- und Nein-Sager und diejenigen, die sich nicht entscheiden können, ob Freund oder Feind, ist ja beides mal ganz schön.

Und dazwischen die, die dich warmhalten. Und sie wissen stets, wie. Sie können es einfach. Sind sie gerade glücklich, melden sie sich eigentlich nie. Das machst du. Einmal, zweimal, zehnmal und irgendwann merkst du, dass etwas nicht stimmen kann. Geht es ihnen schlecht, bist du der Erste, zu dem sie kommen, sich ausweinen. Du tröstest und gibst. Alle Mühe und manchmal noch viel mehr. Du bist da, doch sie nicht mehr, schneller als du dich versiehst. Schließlich halten sie dich warm für kalte Zeiten. Ihre kalten Zeiten. Du bist eigentlich nie gut genug, aber das ist ja auch egal. Für sie. Du weißt, du müsstest ihnen die kalte Schulter zeigen, doch etwas hält dich auf: deine Naivität, deine Gutmütigkeit oder beides. So schlecht kann dieser Mensch doch eigentlich gar nicht sein. Und du bleibst warm. Bis sie dich wieder einmal brauchen, um eine Lücke zu füllen. Bis sie dich wieder fallenlassen für neues Glück und es sie kaltlässt. Aber das ist ja unwichtig, schließlich bist du warmgehalten.

Die Gossensprache sei mir verziehen...oder nein, doch nicht. Verarscht euch selber, denn ich bin schon länger aus dem Spiel raus. Auch wenn ihr es vielleicht noch nicht so ganz gemerkt habt, macht euch bitte keine Sorgen: ihr werdet es noch. Spätestens, wenn ihr mal wieder eine vorübergehende Schulter zum Ausheulen braucht und ihr lediglich meinen Allerwertesten zu Gesicht bekommt, um ihn zu küssen. Ich merke inzwischen, wer was ernstmeint und der Rest interessiert mich nicht. Eure Probleme nicht, eure Sorgen nicht, euer Glück nicht und erst recht nicht eure geheuchelte Zuneigung. Mir ist so vieles egal geworden, davon ahnt ihr noch nicht einmal was. Ja, ihr habt versagt. Ich bin nicht mehr warm für euch, ich bin kalt.

"Das Herz ist es, das begeistert: und der Geist ist es, der beherzt und kalt in der Gefahr macht." - Friedrich Wilhelm Nietzsche

Sonntag, 31. Juli 2011

Gefühl los

Mir wurde heute gesagt, ich sei kalt geworden. Rücksichtslos. Herzlos. Das stimmt. Ich bin mein Herz los und somit kalt, denn ohne Herz kein Leben, das durch meine Venen fließt. Sie erkalten und ich bin tot. Irgendwie. Zwar nicht körperlich, doch irgendwie geistig. Ich schreibe sonst stets davon, in der Hoffnung, jeder oder zumindest fast jeder würde es kennen, doch diesmal wünsche ich es eigentlich niemandem: das Gefühl der Gefühllosigkeit. Es ist ein komisches Gefühl.

Ich könnte keinem so recht erläutern, wie es soweit kommen konnte und irgendwie würde ich es auch gar nicht wollen. Jegliches Gefühl verlieren, das ist nichts, worauf man stolz ist, was man gern hat und worüber man gern spricht. Es ist einfach fort, lässt leer zurück mit dem Gefühl, dass alles fehlt. Da ist keine Freude, die einen trösten und hinweghelfen kann. Und da ist keine Trauer, die einen weinen lässt. Es ist nichts mehr da. Nichts. Man ist allein, so allein, wie man nicht sein kann, denn jeder Einsame fühlt sich einsam. Doch man selbst fühlt nichts. Nicht einsam, nicht glücklich, nicht traurig und auch nicht verliebt. Nicht geliebt und nicht entliebt. Man wacht auf, Tag für Tag und fragt sich, aus welchem Grund, wenn an keinem Ort der Welt etwas wartet, das einen aus dem Traum reißt, der sich anfühlt wie eine schlechte Trance. Bei der man genau merkt, dass alles falsch ist, doch aus der man sich nicht befreien kann, weil man auf eine nicht kontrollierbare Weise hilflos, bewegungsfähig und taub ist. Also geht der Weg weiter, Schritt für Schritt ohne eine Richtung.

Was ist leben ohne Gefühle? Es gleicht einem Teufelskreis und es ist, als ob der Teufel selbst die Karten mischt. Er versucht zu verführen und es gelingt ihm, weil man diesen kleinen Rest Hoffnung hat. Man verkauft den Schluck Hoffnung an den Teufel und ist mittendrin, nur nicht darin, was sich leben nennt.

Jede helfende Hand, die sich streckt zu helfen, wird übersehen, weil man blind ist. Jedes Wort, das sich müht zu helfen, wird überhört, weil man taub ist. Jeder Geruch, der einen zurückreißen will in die vertraute Welt, wird nicht wahrgenommen, weil man den Sinn verloren hat und jedes Gefühl, das sich bemüht, sich in die Haut zu bohren, wird überfühlt, weil man es los ist. Es ist ein Teufelskreis und nur der Teufel kennt den Ausweg.

Ich bin mein Gefühl los, wer hat es gefunden?

Donnerstag, 21. Juli 2011

Wahrheit oder Pflicht (nicht)

So. Da bin ich wieder. Ganz offensichtlich. Ich muss mich für meine Inaktivität der letzten Wochen wirklich entschuldigen. Ich kann nicht einmal mit einer super kreativen Ausrede dienen, nur mit der bloßen, nackten Wahrheit: Uni-Klausuren.

Die Wahrheit ist doch eine Wissenschaft für sich. Warum gibt es sie eigentlich nicht als Studienfach? Vermutlich, weil keiner sie beherrscht. Jeder Mensch lügt und das jeden Tag und dazu noch mehrfach. Eigentlich erschreckend, wenn es nicht so normal und natürlich wäre. Der Mensch hat eine starke Tendenz zur Lüge und das aus den verschiedensten Gründen: zum Schutz, aus Angst, aus Faulheit, zu seinem persönlichen Vorteil oder einfach nur so. Bei manchen scheint es erschreckend chronisch. Ich möchte hier kein Hasslied auf die Bosheit der Lügen kreieren oder gar singen, denn lügen ist nun einmal - genau wie das Irren - menschlich. Notlügen oder die Lügen Fremder sind einem im Normalfall gleich und das ist auch gut so. Schließlich hat man stets genug mit sich selbst zu tun. Oder hin und wieder seinem Umfeld. Und dort wird die Lüge gefährlich. Wenn Freunde es mit der Wahrheit nicht so halten, dann steht die Gefahr vor der Tür. Oder sie sitzt schon neben einem, raucht, trinkt und lacht einem vielleicht sogar ins Gesicht. Ein verlogenes Lachen sieht häufig aus wie ein normales, das ist das Doofe am trainierten Lügner. Er macht es schließlich nicht zum ersten Mal mit einem, lügen ist ihm ein liebes Hobby geworden. Das Verlogene wie eine Ganzkörpermaske, die exakt so aussieht wie der so vertraut geglaubte Freund. Man wird selten den Unterschied merken und damit belogen. Von vorn bis hinten und von oben bis unten. Er ist ein guter Freund, denkt man. Vielleicht ist man sogar soweit, dass man ihm vertraut, ihm Dinge erzählt, Geheimnisse. Er lächelt einem dabei selbstverständlich verständnisvoll zu und man fühlt sich verstanden. Und irgendwann hört man seine Geheimnisse plötzlich aus dem Mund anderer und es trifft mitten ins Herz. Man fühlt sich betrogen und belogen.

Mit der Wahrheit ist es schwierig, doch mit ihr erkennt man die wahren Freunde. Die Wahrheit ist stets ein gutes Indiz für einen guten Menschen. Auch wenn sie manchmal erst einmal schmerzender sein kann, als eine schöne Lüge (wenn es schöne Lügen überhaupt gibt). Ein wahrer Freund, das kommt sicher auch von Wahrheit. Kein Freund würde dein Vertrauen ausnutzen. Kein Freund würde deine Geheimnisse, Probleme, Sorgen, Ängste ausplaudern, egal, aus welcher Laune heraus. Kein Freund würde nur dann deine Nähe suchen, wenn er gerade einmal wieder etwas braucht oder ihm langweilig ist. Kein Freund versucht seine Macht über dich zu testen.

Hin und wieder sollte man über seinen eigenen Tellerrand hinwegsehen und auf sein Umfeld achten. Vielleicht erhascht man so einmal eine falsche Schlange dabei, wie sie gerade ihre Lügnermaske überzieht. In diesem Fall am besten sofort wegsperren aus dem eigenen Leben und nie wieder an sie denken. Das merken sie am meisten und das hinterlässt selbst bei ihnen eines Tages einen Schmerz, der sie zerfressen wird, irgendwann, wenn sie dann allein sind. Man vergisst sie irgendwann, doch sie, sie werden einen niemals vergessen. Darauf gebe ich mein Wort.

Montag, 30. Mai 2011

Leck mich am-...oder doch lieber nicht?

Es gibt diese Menschen, die einfach nerven. Alles an ihnen nervt: ihr Gesicht, ihre Art, ihre Stimme, ihr Schweigen, ihre bloße Existenz. Sie nerven so sehr, dass man einen Blogeintrag über sie schreibt, so dass man davon genervt ist, dass man überhaupt darüber schreibt. Ich will heute keine poetischen Reden schwingen, niemanden mit gekonnter Rhetorik beeindrucken, zum Fan machen und kein Vorbild sein. Heute wird sich ausgekotzt und zwar scham- und hemmungslos. Natürlich ganz anonym, ein bisschen Stil muss trotz massig Kotze sein.
Vor einigen Monaten hatte ich mich dieser Spezies schon einmal ein wenig angenommen: denjenigen unter uns, die gern anderen tief in den Allerwertesten kriechen. Doch damit nicht genug! Neuerdings habe ich eine ganz neue Art davon entdeckt: den Arschulus-tiefer-geht-es-nicht-Kriechulus. Ähnlich wie das EHEC-Virus verursacht er schlimme Magenschmerzen, Übelkeit und ein merkwürdiges Gefühl im Hinterteil. Doch ohne Gegenmittel. Keine Chance auf Heilung.
Der Arschulus-tiefer-geht-es-nicht-Kriechulus kennt keine Scheu, keine Grenzen. Er ist schamlos, dreist, egoistisch. Er ist geistig eher Durchschnitt, doch klug genug, um Erfolg zu haben. Er bekriecht so viele Ärsche, dass er blind wird und süchtig - süchtig nach mehr Hinterteilen, die er bekriechen kann. Mehr und mehr. Das Dumme daran ist: fast jeder mag ihn, denn Komplimente hört jeder gern. Man findet ihn lieb und er fühlt sich als ein Teil der Gruppe.
Ich kenne so ein Exemplar. Helga (Name geändert) war einmal ein Nobody. Niemand kannte Helga, doch sie kannte sie alle. Und plötzlich änderte sich Helgas Leben schlagartig: sie lernte jemanden kennen. Jemanden von ihnen. Und plötzlich war sie mittendrin: im Paradies voller Ärsche. Fein säuberlich war jeder von ihnen schnell erklommen, jeder, den dieser eine Jemand kennt. Helga achtet genau darauf, mit wem dieser Jemand Kontakt aufnimmt und kennt sie denjenigen noch nicht, dann holt sie es nach. Sie freut sich, denn es scheint, sie wäre ein Teil von ihnen. Doch der Schein trügt nicht nur sprichwörtlich. Helga wird niemals ein Teil sein, weil Helga kriechen muss, während die anderen stehen. Umgangssprachlich kann man sagen: Sie spielen nicht in der selben Liga. Leider sagt Helga das keiner direkt. Vielleicht, weil keiner nach unten schauen will.

In diesem Sinne ein Fazit und auch mein Schlusswort: Manchmal sollte man sich lieber gut überlegen, zu wem man "Leck mich am Arsch" sagt. Man kann sich schnell was einfangen.

Mittwoch, 20. April 2011

Wundertüte

Da man bei diesem Sonnenschein ja gar nicht in Versuchung kommen kann, schlechte Laune aufsteigen zu lassen und sich verbal auszukotzen, halte ich meine Nase in die warme Brise da draußen und lass die bösen Worte heute im Schrank.
Zeit, sich neben all den Sorgen, den falschen Freunden, Enttäuschungen und üblichen Wehwehchen einmal den schönen Seiten des Lebens zuzuwenden, wobei das für jeden wohl etwas anderes bedeutet, so liegt Schönheit in jeglicher Hinsicht doch bekanntermaßen im Auge eines jeden Betrachters. Für den einen ist es der Sonnenuntergang am Horizont direkt hinterm Meer, für die anderen ist es ein abstraktes Gemälde. Für manchen ist es vielleicht ein Eisbecher, für manchen vielleicht ganz klassisch das Lächeln der Freundin. Das muss und wird jeder selbst für sich wissen.
Ich weiß nur, was Schönheit für mich bedeutet und deshalb möchte ich an dieser Stelle drei Dinge aufführen, die ausreichen, um mich mit einem wohligen Gefühl zu erfüllen.

1. die Sterne. Was um Himmels Willen (Achtung, Wortspiel) gibt es Schöneres als den Sternenhimmel in einer klaren Nacht? Wenn ich in diesen Himmel schaue, werde ich frei. Frei von Last und Sorgen, die von meinen Schultern verschwunden zu sein scheinen, solange ich nur den Blick halte. Gleichzeitig ist es ein bedrückendes Empfinden, die Unendlichkeit des Weltalls scheint mich verschlingen zu wollen und ich bin hin und hergerissen zwischen seinem Schlund und dem Boden der Tatsachen. Doch ich muss die Sterne weiter anstarren, es ist wie ein Bann, denn letztlich fesselt die unendliche Schönheit. Manchmal öffne ich nachts einfach das Fenster, schaue lange in den Sternenhimmel und fühle mich wie auf einer wunderschönen Reise, die einen zum lächeln bringt und ein wenig glücklicher macht.

2. das Meer.

"Das Herz, wie auf schaukelnden
Wellen der Kiel,
Hintreibend, den gaukelnden
Träumen ein Spiel;

Umkost, von unzähligen
Armen umschmiegt,
Umplätschert, in seligen
Frieden gewiegt."

(Auszug aus: Heinrich Leuthold, Am Meere)

Das Meer wirkt wie ein Magnet auf mich - ein Magnet voller Magie. Für mich ist ein menschenarmer, kleiner Strand, umringt von Klippen, Büschen und Wäldern die Vorstellung vom Himmel. Dort möchte ich meine Ewigkeit gern fristen. Leises Meeresrauschen, das Flüstern der Wellen, von einer leichten Brise umspielt werden und dabei dem Wasser beim Tanzen zusehen. Das ist Frieden, Frieden mit sich selbst. Für diesen Moment im Paradies. Das Meer hat etwas sehr Mächtiges und einerseits finde ich die Tiefe beängstigend, doch gleichzeitig beeindruckt sie mich so sehr, dass ich mich unsterblich verliebt habe. Ich möchte immer wieder an einen solchen Ort gehen und wenn ich eines Tages sterbe, dann möchte ich Teil des Meeres werden für alle Zeit. Nur ein Narr könnte das nicht wollen.

3. Riesenräder. Ich kann nicht in Worte fassen, was genau es ist, das mich so anzieht an ihnen. Sie sind technische Gebilde, doch zumeist wunderschön, vor allem welche aus vergangenen Zeiten. Ein alter Rummel, ganz ohne das moderne, zusammenhangslose Lichterspiel und den schlechten Techno-Sounds. Und in der Mitte das Riesenrad, zu dem man geradezu aufschauen muss. Es ist mächtig, ein wenig königlich und edel. Für mich bedeutet es Schönheit in allen Farben und Facetten.

Natürlich gibt es viele Dinge mehr, die in meinen Augen schön sind, doch das würde den Rahmen wohl etwas sprengen und in einem Roman ausarten, der irgendwann gar nicht mehr schön wäre. Also: Niemals das Schöne aus den Gedanken verlieren und seien es nur Erinnerungen, die den Rucksack aller Last für einen Augenblick von den Schultern nehmen und die Seele auf einen Kurztrip schicken. In diesem Sinne: Gute Reise.

Sonntag, 3. April 2011

Krankheitserreger

Anfangs erst einmal eine dicke Entschuldigung für meine Inaktivität der letzten Wochen, aber ich hatte viel zu tun. Viel zu viel zu tun mit belastenden Begegnungen. Ihr wisst schon. Diese Menschen, die euch nicht brauchen und ihr sie im Grunde auch nicht. Eine der Situationen, in denen sich euer Herz wieder erstmal der Erkenntnis kampflustig in den Weg wirft. Dabei sind es eben diese Menschen, die die eigentlichen Steine auf dem Weg sind. Menschen, die einen zwar nicht brauchen, es aber niemals aussprechen würden. Die es vielleicht nicht einmal wissen, dass sie einen nicht brauchen und daher meinen, man sei ihnen wichtig. Ja, sie sagen es und sagen es, aber wenn man ihnen dann ins Gesicht blickt, verstummen sie. Von Worten allein lebt keine Freundschaft. Worte allein sind so leer, wenn sie ohne Herz dahinter stehen. Worte allein können nicht überleben ohne einen Mund, aus dem sie kommen können.

Das war jetzt alles ziemlich poetisch und mit einer relativ hohen Wahrscheinlichkeit für manche nicht deutlich. Schließlich will und kann man nur verstehen, was einen interessiert.

Es macht mich krank. Tatsächlich. Ich muss mit einem Hauch von Angeberei sagen, dass ich eigentlich genau ein Mal im Jahr krank werde. Ein Mal! Eigentlich. Nun spüre ich aber erste Anzeichen einer Grippe - Halsschmerzen, Fieber, das Übliche eben - und das bereits das zweite Mal in diesem Jahr. Und nein, es liegt nicht am Wetter. Natürlich ist das Wetter meistens Schuld an allem, aber dieses Mal muss ich es in Schutz nehmen. Es ist es nicht, das mir diese Erkältungssymptome beschert hat, nein, es sind genau diese Menschen, die ich leid bin. Die mir, entschuldigt die Ausdrucksweise, sowas von auf den Sack gehen. Ein Wunder, dass ich nicht in Dauerschleife über der Kloschüssel hänge, weil sie sowas von zum (Dauer-)Kotzen sind. Ich bin ein wirklich friedliebender Mensch, aber auch bei mir kocht irgendwann einmal irgendetwas über, wenn immer und immer und immer und immer und immer und immer wieder Enttäuschungen von denjenigen kommen, die man dummerweise in sein Herz gelassen hat. Natürlich weiß ich heute, dass ich ein Narr sein musste, dies zuzulassen, schließlich ist man danach immer schlauer. Diese Enttäuschung, wenn man voller Vorfreude weit reist, diese Aufregung, dieses freudige Kribbeln in der Magengegend, wenn man am Ziel hält, aussteigt und mit einem Lächeln im Gesicht den Bahnsteig entlang schaut. So viele Gesichter, doch keins lächelt zurück. Keiner ist da. Auch später nicht. Auch den nächsten Tag nicht und den Tag darauf. Noch lächelt man und kommt wieder. Es war wohl nur der falsche Zeitpunkt. Wieder keiner da. Auch am nächsten Tag nicht. Das Lächeln fällt zunehmend schwer. Wohl wieder der falsche Zeitpunkt. Man kommt wieder. Tatsächlich jemand da. Der Mund des anderen öffnet sich und heraus kommt nichts. Nur Blabla. Ohne Herz. Eine Umarmung. Ohne Herz. Dann geht der andere und lässt einen stehen, obwohl man doch nur für diese Menschen so viel investiert hat - Zeit, Gefühl, Herz.

Das war der Moment, an dem ich mein Herz mit einem sanften Fußtritt aus dem Weg geschafft habe. Ich habe die Enttäuschungen satt, genauso wie die leeren Versprechen, die leeren Worte und die "Freundschaft". Anführungsstriche, weil es so niemals eine Freundschaft sein kann. Freundschaft basiert nicht auf Leere. Ich habe nichts davon, wenn man mir oder anderen schreibt, dass man mich ja so lieb und gern hat, aber dann, wenn man näher kommt, rückwärts geht und mich dumm und enttäuscht stehenlässt. Ich war ein Narr, solche Menschen in mein Herz gelassen zu haben, aber ich war ebenso ein Narr, zu glauben, dass beim nächsten Mal alles besser wird, weil diese Menschen verstanden haben. Manche ändern sich niemals. Es tut im Herzen weh, solche Menschen wieder daraus hinauszureißen. Es tut weh, das Gefühl zu haben, sie ziehen zu lassen, obwohl man genau weiß, dass sie schon längst weit, weit weg sind. So ist der naive Mensch eben: er hofft und geht Gedanken aus dem Weg, die eine unschöne Wahrheit meist sogar auf dem blankpolierten Silbertablett präsentieren. Ich wollte nicht sehen, aber das Fass ist übergelaufen und ich bin wach. Für mich bleibt ihr hier am Wegesrand stehen als bloße Erinnerung. Der gemeinsame Pfad ist vorbei, ich ziehe weiter. Ohne Last. Ich werde mich nicht umdrehen, aber vielleicht greift ihr ja eines Tages nach meiner Hand, wenn ihr merkt, wie weit ich nun weg bin. Ob es dann zu spät ist, das ist wohl ungewiss, doch recht wahrscheinlich, weil ich dann ein großes Stück weiter sein werde. Die Löcher, die ihr im Herzen zurückgelassen habt, werden noch eine Weile wehtun, doch die Zeit tut ihr Übriges, ohne Zweifel.

"I don't need any part-time people in my life. You're either with me or you're not. You can't just come and go as you please."

Treffendes Zitat und hiermit das Ende. In vielerlei Hinsicht.

Dienstag, 15. März 2011

Leid weiter

Menschen sind schlecht. Sie hassen sich, schlagen sich, beschimpfen sich, hintergehen sich, spielen und spannen sich gegenseitig aus, verletzen, quälen, foltern und töten sich. Mich drängeln sie gern in Bus, Bahn und Gehweg zur Seite, knallen mir die Tür vor der Nase zu oder husten mich an. Manche mögen es, mit meinen Gefühlen zu spielen und nutzen ihr geheimes Wissen über mein sensibles Wesen aus. Manche denken, ich sei dümmer als sie, obwohl das kaum möglich ist. Dann glauben sie, sie könnten mich manipulieren oder einfach nur für einsame Momente warm halten. Man weiß ja nie. Ich schon. Ich weiß es. Ich bin es leid, mich für dumm verkaufen zu lassen. Und ich bin es leid, vergessen zu werden von Menschen, die sich Freunde nennen. Freunde vergessen sich nicht und handeln spätestens dann, wenn sie merken, dass sich einer vergessen fühlt. Ich bin es leid, feststellen zu müssen, dass niemand etwas merkt, egal ob einem die Hand vom permanenten Winken fast abfällt. Man haut auf den Tisch und die Nachbeben bleiben nicht länger als zwei Tage im Gedächtnis, dann sind sie vergessen und die Freundschaft vorbei. Ich bin es leid, Dingen hinterherrennen zu müssen, die gar nicht eingeholt und festgehalten werden können oder wollen. Ich werde von nun an auf diejenigen bauen, die ich an meiner Seite spüre. Die einen in keinem Fall bei einem Besuch vor der Tür vergessen würden. Ich bin so viele Menschen leid, dass ich sie nun einfach alle wortlos ziehen lasse. Der gemeinsame Weg ist vorbei und trennt sich hier. Adieu. Lebt wohl.

Ich bin übrigens auch viel anonymere Dinge leid, wie es stillschweigend hinzunehmen, wenn wieder einmal irgendein rücksichtsloses Exemplar Mensch aus heiterem Himmel vor meinen Füßen stoppt und ich es ausschließlich meinen guten Reflexen zu verdanken habe, mich nicht jedes Mal unfreiwillig gegen diesen fremden Leib zu pressen. Das ist nicht gerade meine bevorzugte Variante von Körpernähe. Auf dem Weg nach Hause muss ich meist eine Hauptstraße entlanglaufen und alle 10 Sekunden rollt dort ein Fahrradfahrer auf dem Gehweg an mir vorbei. Selbstverständlich auf der Straßenseite, an der zahlreiche Baustellen die Breite des Weges ohnehin lediglich auf die Breite einer durchschnittlich gewichtigen Person reduziert haben. Da fragt man sich: Wo ist das Hirn? Jeder einigermaßen gut erzogene Mensch weiß, dass man rechts geht bzw. fährt und dies im Alter von über 12 Jahren auf der Straße zu tun hat. Nun, diese Fahradfahrer haben leider gar nichts verstanden. Sie fahren auf dem linken Gehweg und natürlich weiche ich als Fußgänger zur Seite. Jedes Mal wieder. Aber auch das bin ich leid und werde es fortan unterlassen. Sollen die Fahrradfahrer doch ins Baugerüst krachen, vielleicht reaktiviert der Sturz ja ihr Gehirn ein wenig.

Es gibt so vieles, das ich leid bin, dass ich diese Aufzählung nicht weiter fortführen möchte, weil ich es leid bin. Ich bin es leid, etwas leid zu sein. Also leide ich nicht mehr, sondern lass andere leiden, damit die es auch irgendwann leid werden und das Gleiche beschließen. So leidet jeder mal und denkt im Idealfall sogar ein wenig nach. Das klingt doch erstmal gut. Das kann ich leiden.

Montag, 14. Februar 2011

Ausgel(i)ebt

Ich muss mich heute ein wenig beeilen und komme daher ohne große Einleitungsreden und Ab- und Umschweife direkt auf den Punkt. So langsam aber sicher hat es sich ausgeliebt, der Tag neigt sich stark dem Ende zu. Die Liebenden lieben sich vermutlich immernoch oder gerade jetzt und die Singles haben so langsam ihre Schokoladenvorräte in sich hineingestopft. Leider war selbst der früher so todsichere Plan, sich am bösen 14. Februar einfach zu Hause zu verschanzen, um so all dem überzogenen Geturtel zu entkommen, zwecklos. Im Zeitalter des Internets gibt es keinerlei Entkommen. Bereits an der Startseite des Browsers wird man daran erinnert, welcher Tag denn heute ist: google ist natürlich im lustigen Herzchenschriftzug geformt und bei Facebook überschlagen sich die Statusnachrichten sämtlicher Valentinstagliebeleien und Hasstiraden. Knappes Unentschieden. Allesamt nehmen sie diesen Tag wichtig, ob nun Turteltäubchen oder frustrierter Single. Das Geturtel nervt und die verzweifelten Versuche der Letzteren, die durch böse Floskeln nur noch verzweifelter wirken, ebenso. Auch die momentan ach-so-glücklichen Paare werden sich trennen und dann sind auch sie alleine. Bis jemand Neues kommt. So ist das Leben, ihr lieben Singles da draußen. Und nein, ihr werdet nicht "forever alone" sein, auch nicht an jedem weiteren Valentinstag. Die Liebe besucht jeden von uns, wenn man es will. Und sie zieht weiter, wenn man es nicht will.

Am offiziellen Tag der Liebe möchte ich mich der Trennung widmen - ironisch, wie ich eben so bin. Über das Ver- und Entlieben, auch wenn ich darin sicher kein erprobter Profi bin, möchte ich mich doch auch einmal großkotzig ein wenig aus dem Fenster lehnen und in all die Herzchenluftballons, die den Himmel aufsteigen, mit einer Nadel reinpieksen. Liebe hier, Liebe dort. Sie ist zentraler Gegenstand im Leben eines jeden. Das ist eine Tatsache, die viele sicherlich leugnen wollen und werden, aber rein biologisch und chemisch gesehen gibt es sie. Irgendwas in einem jeden von uns sorgt dafür, dass wir sie brauchen, wollen oder einfach nur zum Kotzen finden. Aber sie ist da. Das Verlieben ist dabei eine simple Sache; sie passiert einfach, weil es sie nicht interessiert, wann, wo, wer und ob überhaupt angebracht. Damit hat man dann zu leben. Es gibt sicherlich auch die Ausnahmen, die sich bereits an dieser Stelle dafür entscheiden, nicht damit zu leben und sich umbringen. Aber Ausnahmen bestätigen auch hier nur die Regel. Wir verlieben uns und werden damit im Idealfall glücklich. Wenn es nicht so ideal läuft, verfluchen wir die böse, böse Liebe, weinen, verzweifeln, essen Schokolade, denken uns die fiesesten Pläne aus, werfen Dartpfeile auf das Bild des Objekts der ungewollten Begierde und werden durch dessen Anblick nur noch verzweifelter, stalken, weinen wieder, hassen, fluchen, werden depressiv, setzen die fiesen Pläne in die Tat um, bestrafen, töten den Unerreichbaren in manchen Fällen. Manchmal besinnen wir uns aber auch und entlieben uns einfach. Wobei das leider gar nicht so einfach ist. Aber in meinen Augen die angenehmere Alternative. Wir verlieben uns und entlieben uns wieder. Schnell könnte man sich da fragen, weshalb man sich überhaupt verliebt, wenn man diesen Virus doch am Ende ohnehin in jedem Fall wieder loswerden muss und das am besten ohne Medikamente. Das ist wohl die Rache von Mutter Natur.

Menschen sind in den meisten Fällen schlecht. Der eine erkennt es früher, der andere später. Der anfängliche Trip zur Wolke 7 mit rosaroter Brille auf endet auf dem harten Boden der Tatsachen. Man muss einsehen, dass dieser Mensch ganz anders ist. Das Idealbild, das man sich in seinem naiven Turteltaubenkopf zusammengebastelt hat, zerfällt und die Schuppen, die von den eigenen Augen fallen, ergeben einen Schritzug der traurigen Erkenntnis: Du hast dich in diesem Menschen geirrt. Denn er ist weder liebevoll noch an dir interessiert. Er ist vielleicht nicht einmal sonderlich schön, weder optisch noch charakterlich. Er ist triebgesteuert, billig, widerlich. Man ist angewidert von ihm und vor allem sich selbst, weil man genau der Narr war, der man nie sein wollte. Man wollte doch diesmal alles richtig machen und hat sich am Ende lediglich zum Affen gemacht. Mission fehlgeschlagen. Am Ende steht man allein da mit seiner bitteren Einsicht und dem gefühlten Loch in der Brust. Dann folgen die oben erwähnten Folgehandlungen: Schokolade, Taschentücher, Flüche, Hass, Wut, Tod. Entweder eins davon, mehreres oder alles. Jeder hat so seine eigene Art und Weise, sich zu entlieben. Niemand will sich entlieben. Meist will sich aber auch niemand verlieben. Verlieben kann einen hilflos, schwach und verletzlich machen, entlieben hingegen - und das macht das Ganze vielleicht zumindest ein wenig schmackhafter - stark, realistisch und manchmal sicherlich verbitterter. Niemand denkt gern ans Entlieben, aber von jedem wird es erwartet, dazu fähig zu sein. Es wird erwartet, wenn die Liebe weiterzieht und einen herzlos zurücklässt, dass man sich sein Herz zurückholt und weiterlebt. Und zwar glücklich. Wie anfangs erwähnt bin ich mit Sicherheit kein Liebesprofi, aber auch ich habe aufrichtig geliebt, musste mit der oben beschriebenen Erkenntnis leben und mein Herz wiederfinden. Also denke ich, darf ich mir das Urteil erlauben, dass es immer möglich ist, sich zu entlieben. Das beste Heilmittel ist die Einsicht, wie wenig der Mensch, den man einst lieben musste, einen eigentlich verdient. Denn wer die Liebe und das schwebende Taumeln eines Verliebten dazu ausnutzt, um zu verletzen, der verdient keine Liebe. Niemals und in keinem Fall. Rache wäre verschwendete Zeit des kostbaren Lebens, das so viel anderes Schönes bereithält für jeden, der die Augen offenhält. Die Herzensbrecher brauchen keine Rache durch andere, dafür sorgen sie ganz allein. Versprochen. Ein bisschen heulen ist okay, aber nicht zu lange. Ein bisschen Schokolade auch, aber nicht zu viel. Die Liebe wird noch oft vorbeischauen und oft verlassen zurücklassen. Übung wird man dadurch nicht bekommen, doch vielleicht versteht man sich im Laufe der Zeit schneller darin, den Blick geradeaus zu richten und dort vielleicht die Erkenntnis zu erhaschen, dass wahre Freunde der eigentliche Schatz im Leben sind.

Das war im übrigen mein größter Tipp, den ich zum Entlieben so zu bieten habe. In diesem Sinne: Turteltauben turtelt ruhig fröhlich weiter und meinen Glückwunsch an all die Singles: ihr habt den Tag überstanden.

Mittwoch, 26. Januar 2011

Kurzer Exkurs: Was ein Handkuss und die Bahn gemeinsam haben (sollten)

Gute Manieren. So manch einer fragt sich vielleicht an dieser Stelle, wovon ich hier rede und was das überhaupt ist. Nun, das ist demjenigen nicht einmal zu verübeln, denn ich wage die Behauptung aufzustellen, dass gewisse Sitten und Charakterzüge tot sind. Vereinzelt zucken sie noch bei dem einen oder anderen seltenen Expemplar Homo Sapiens, doch scheint es beinahe unmöglich, das Massensterbern zu beenden: Gute Manieren sind vom Aussterben bedroht.

Ich halte mich stets für eines dieser raren Exemplare, wenn ich mir die anderen so ansehe. Die Tür hält einem keiner mehr auf, für alte Menschen erhebt sich in Bus und Bahn auch niemand, kaum einer weiß Bitte und Danke im rechten Moment einzusetzen und vieles, vieles mehr weiß niemand. Zu vieles, das ohnehin längst früheren Zeiten angehört und heute als stumpf, altmodisch und überflüssig abgetan werden würde. Ich kenne keinen, der seine Freundin oder eine Dame, wie sie niemand mehr bezeichnen würde, mit einem Handkuss begrüßt. Dabei ist diese Geste äußerst romantisch, wie ich finde. Lädt man die Begleitung in ein Restaurant ein und hilft ihr dann auch noch aus und in den Mantel, wird man wohl rasch als spießig betitelt. Das war einmal und wird nie wieder sein. Das wird mir besonders im Großstadtleben klar. Als herausstechendes Beispiel habe ich mir die allseits geliebte Deutsche Bahn herausgesucht. Die Unzuverlässigkeit, Freundlichkeit und Flexibilität einmal völlig außen vor gelassen, lenke ich den Blick einmal auf den Moment der Zugeinfahrt. Die Szene ist doch stets gleich: Ein Bahnsteig voller Menschen, zuerst recht gut verteilt. Hin und wieder schubst und drängelt sich ein Einzelner vorbei, der sich seinen Weg durch die Wartenden auf dem Steig bahnt, doch das stört schon gar nicht mehr. Darüber hat man sich oft genug aufgeregt und schluckt die Wut. Dann die Durchsage, der Zug fährt jeden Moment ein. Man spürt die aufsteigende Unruhe in der Masse, die sich nun entlang der weißen Sicherheitslinie aufzureihen beginnt. Dann fährt die Bahn ein. Die Bahn kommt. Tatsächlich. Gehetzte, geile Blicke. Jeder will einen guten Platz ergattern. Der Zug hält, an den Türen sammeln sich Menschentrauben und hier kommen die mangelnden Manieren ins Spiel. Alles vorher war im Bereich des Neumodischen. Die Türen öffnen sich. Noch geilere Blicke, die geiern. Man sieht es ihnen allen an. Und man spürt es an den Ellenbogen, die einem in alle erdenklichen Körperteile stechen und drücken, an den Händen und Leibern, die drücken, drängeln und quetschen, ganz gleich wen: jung, alt, stark, zerbrechlich - nun zählt nur eins: man selbst und nur man selbst. Wie immer eigentlich. Rücksicht ist eh altmodisch und Nächstenliebe sowieso der letzte Mist. Mir hat man zumindest noch beigebracht, dass man andere erst aussteigen lassen soll, doch auch das scheint so langsam in die Kategorie "tot, vergessen, doof, überflüssig und altmodisch" zu fallen. Schade. Mir schien diese Idee immer einleuchtend zu sein. Wie so vieles längst Vergessenes. Aber ich bin wohl einfach spießig. Und ich werde spießig bleiben, auch wenn ich als Ausnahme lediglich die Regel bestätige. In diesem Sinne: Weckt die Sinne und gute Nacht.

Dienstag, 18. Januar 2011

Allein mit dir

Die Zurufe für ein frohes neues Jahr sowie all jene damit verbundene Wünsche erspare ich dem Leser an dieser Stelle, denn wie wir alle inzwischen gemerkt haben sollten, werden persönliche Vorsätze bereits heute - in der dritten Woche des neuen, hoch angepriesenen Jahres - vergessen und über Bord geworfen sein, wo sie auf dem Boden der Tatsachen elendig vergammeln. Ja, so ist das Leben könnte man nun zusammenfassend sagen. Das neue Jahr hat man bereits einen Tag, bevor es überhaupt begonnen hat, gefeiert und gepriesen, ohne zu ahnen, was es bringt. Das neue Jahr wird nicht besser, weil man Raketen und sonstige Fontänen in die Atmosphäre und Mutter Erde damit zur Feier des Jahresbeginns sogleich mitten in die Fresse ballert. So viel zu verschwendeten Worten von Vorsätzen, falschen Versprechungen und Feuerwerk. Das war eigentlich nur die Einleitung. Willkommen im nächsten Jahrzehnt. Auch hier dreht sich die Erde weiter, auch hier gibt es Verpflichtungen, auch hier bist du allein mit dir.

Allein - ein weiter Begriff, der doch nicht mächtiger sein könnte. Was ist alleinesein, wo fängt es an und wo hört es auf? Gibt es das überhaupt oder gibt es nichts anderes? Ich sitze in meiner Wohnung, kein Besuch. Nur das Ticken der Uhren und sonst nichts. Sonst Stille, ich bin allein. Es gibt Augenblicke, da liebe ich es, wenn die Welt schweigt. Wenn niemand da ist, den ich ansehen, auf den ich reagieren muss. Wenn niemand da ist, der registriert, dass ich überhaupt existiere. Das sind Momente des einsamen Glücks. Und dann gibt es solche, in denen die äußere Leere sich mit dem Inneren verbindet und aushüllt mit Nichts. Das sind die anderen Momente. Über die man nicht gerne redet. Jeder kennt diese Momente, doch wird stets der "andere" Moment überwiegen, wenn man eines Tages vielleicht rückblickend sein Leben analysiert und anschaut. Wir werden allein geboren und wir sterben allein. Natürlich kann es Menschen geben, die uns die Hand halten, während wir entschlafen, doch all jene Menschen, die unseren Lebenspfad kreuzen - Freunde, Partner, Familie - sind nichts als Begegnungen, die uns ein Stück begleiten. Auch wir sind für sie nichts anderes. Ein Freund sagte einmal zu mir, dass wir alle - jeder für sich - in einer eigenen Welt leben und man lediglich die des Anderen berührt, im besten Fall ein wenig bereisen kann, aber uns all unser Bemühen, all unsere Fassade niemals vor dem einsamen Abgang bewahren wird. Ich sage nicht, dass diese Begegnungen nicht bereichern oder nicht wunderbar sein können. Nur ändert sich dadurch nichts an dem menschlichen Schicksal, auch wenn dies ein durchaus fragwürdiger Begriff ist, den ich aber in diesem Zusammenhang doch gern verwenden möchte.

Während ich diesen Text so ganz allein in meiner Wohnung tippe und nichts als das leise Ticken der Uhren vermischt mit dem wilden Tippen auf meiner Tastatur vernehme, fühle ich mich nicht wohl. Doch sollen uns in diesen Momenten die Gedanken trösten. Gedanken, Erinnerungen lassen uns ein wenig weniger allein dastehen und erinnern uns zugleich daran, wie wichtig es ist, zu leben.

Den Weg der Wahrheit müssen wir alleine gehen, auch wenn alle mitkommen. (Bernhard Steiner)

Mittwoch, 5. Januar 2011

Ganz unkreativ

und kurz (und schmerzlos sowieso) diese minimale Mitteilung: In den kommenden Tagen wird hier, genau hier, ein neuer Eintrag stehen. Für die wenigen Beiträge in den letzten Wochen möchte ich mich entschuldigen, in diesem Jahr wird es mehr zu lesen geben. Also an alle Ungeduldigen da draußen: Geduld ist leider tatsächlich eine Tugend, zahlt sich oft aber aus und das gefällt doch bekanntlich jedem. Frohes und auf ein Neues!