Samstag, 25. September 2010

Erwartet nicht zu viel

Nichts schmerzt so sehr als fehlgeschlagene Erwartungen, aber gewiß wird auch durch nichts ein zum Nachdenken fähiger Geist so lebhaft als durch sie erweckt, die Natur der Dinge und seine eigene Handlungsweise zu erforschen, um die Quelle seiner irrigen Voraussetzungen zu entdecken und womöglich künftig richtiger zu ahnen.
- Benjamin Franklin

Ja, erwischt, ich beginne einmal wieder mit einem Zitat und es wird einmal wieder ein wenig mehr. Ich hoffe, der fleißige Leser hatte nichts anderes erwartet - welch überhaupt nicht absichtlich konstruierter Übergang und Allusion auf die Thematik, der ich mich mit meinem heutigen und vorerst letzten (siehe Post vom 22. September) Blogeintrag widmen möchte: Erwartungen.

Erwarten wir nicht alle irgendwas? Dass die Klausur vielleicht doch besser als eine drei geworden ist, weil man doch noch bis sooo spät in die Nacht dafür gelernt hat? Dass es morgen warm wird, weil es im Wetterbericht angekündigt wurde? Dass man auch morgen aufwacht? Oder vielleicht einfach nur, dass man atmet? Manche Erwartungen sind selbstverständlich. Wie solche, dass man eben atmet, dass man laufen kann, dass die Erde auch am nächsten Tag noch existiert. Manche Erwartungen werden erfüllt, manche nicht. Manche Erwartungen beflügeln, manche reißen zu Boden. In jedem Fall hat sie jeder Mensch. Irgendwo - bewusst oder unbewusst.

Es gibt Erwartungen in allen Lebensbereichen. Ich weiß nicht, wie es bei euch aussieht, ich für meinen Teil habe bereits eingesehen, dass meine Erwartungen grundsätzlich überdurchschnittlich (zu) hoch für die Menschheit sind. Das macht schnell einsam, also gibt man widerwillig nach und geht Kompromisse ein. So wie es sich umgangssprachlich dumm leichter lebt, glaube ich auch, dass es sich mit niedrigen Erwartungen und Ansprüchen an die Welt leichter leben lässt. Wenn man beispielsweise vollends zufrieden ist, wenn ein Freund sich nur dann meldet, wenn alle anderen gerade keine Zeit haben. Oder wenn man sich bis über beide Ohren verliebt, obwohl der andere nur zugegeben wenig ernsthaftes Interesse zeigt. Oder wenn man das kleinste Stück vom Geburtstagskuchen bekommt. Das reicht demjenigen. Es scheint, als mache das wirklich schneller glücklich. Doch sinkt damit nicht auch der Selbstwert? Niedrigere Ansprüche, niedrigere Gefühlsebene, niedrigere Intelligenz, niedrigerer Wert? Ich vermag dies nicht zu beurteilen. Ich habe ja stets zu hohe Erwartungen und das nicht nur an mein Umfeld, sondern auch (oder vor allem?) an mich selbst.

Erwartungen halten die Hoffnung und balancieren dennoch oft gefährlich am Abgrund zur bitteren Enttäuschung. Erwartungen können unterschiedlicher Größe sein und enden selten in Erfüllung. Meist ist wohl die Erwartung selbst das Schönste. Jeder Mensch muss feststellen, wie schnell sie einen fallenlässt. Denn wie rasch ist man betrübt, weil man in einem seiner Freunde etwas Tieferes sah, als nur bloße Freundschaft. Da war eine Verbundenheit, wie man sie nur selten findet, von der man so froh ist, sie zu spüren. Wo die Freude bereits verblasst ist, als man sie erst richtig bemerkt. Weil man für diesen Freund scheinbar doch nur zweite Wahl ist. Man hat so viel erwartet von dieser Freundschaft...und wurde ge- und enttäuscht. Die Erwartung war einmal wieder zu hoch.

Denn wie rasch ist man betrübt, wenn die Zukunft scheinbar nicht verlaufen will, wie man es selber möchte. Wenn man alles geplant hat, erst hier die Schule, dann dort das Studium, dann dort als dies und jenes arbeiten, dorthin auswandern, viel Geld, Haus, Kinder, Garten, Pool und ein Hund. Vielleicht auch eine Katze. Oder zwei. Oder beides. Oder alles zusammen. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit einem, denkt man, denn der Plan wird hemmungslos zerstört: andere Stadt, anderer Weg, alles anders, als erwartet. Man versteht es nicht und will es auch nicht verstehen. Und natürlich ist man nicht stur. Die Erwartung war einmal wieder zu hoch.

Denn wie rasch ist man betrübt, wenn alles einfach anders kommt. Wenn man erwartet, glücklich zu sein. Wenn man erwartet, dass die Erwartungen sich erfüllen - irgendwie, egal wie unwahrscheinlich sie einem im Verstand erscheinen. Ich möchte nicht sagen: Erwarte und werde enttäuscht. Aber erwarte mit Vorsicht und habe stets ein Sitzkissen dabei, das dich weich landen lässt, solltest du stürzen. Die Wahrheit und Wirklichkeit kann einem heftig in die Fresse schlagen. Und irgendwann heilen die Wunden nicht mehr. Und bilde dir nicht ein, keine Erwartungen zu haben - du hast sie.

Mit diesen Worten verabschiede ich mich (vorerst) von all den treuen Lesern, die sich mein teilweise doch recht anstrengendes Gelaber (Getexte klang doof) mehr oder weniger regelmäßig angetan haben. Vielen Dank an jeden einzelnen von euch und vielen, vielen Dank auch für die wirklich rührenden Komplimente bezüglich dieses Blogs. Würde ich jetzt nicht hinter meinem Monitor hocken und ihr auch nicht und würden wir uns nun gegenüber stehen, würde ich euch nun allesamt umarmen. Aber im Zeitalter des Internets, von knuddels, duddels und schmuddels.de klappt sowas ja auch virtuell per Gedanken ganz hervorragend; fühlt euch also gedrückt. Danke. Auch für die konstruktive Kritik.

Das ist nicht das Ende! Ich werde versuchen, sobald wie möglich weiter zu schreiben. Daher - wie schon im Vor-Blog geschrieben - stay tuned! Ich bin nicht weg, nur woanders, haha. Ein krönender Abschluss darf natürlich nicht fehlen und, wie sollte es anders sein, soll dieser ein Zitat sein:

In die Wolken zu greifen und keine Leere zu fühlen, das ist Glück.
- Carmen Ritter

Mittwoch, 22. September 2010

(An)Kündigung

Der Poet auf Drogen meldet sich zurück, doch vorerst nur für eine kurze Mitteilung für all diejenigen, die sich begierig die Hände nach neuem (Lese-)Stoff reiben: Da ich in einer Woche wegziehe und kurz darauf mein Germanistik-Studium beginne, wird in den kommenden Tagen mein vorerst letzter Eintrag hier folgen. Bitte nicht traurig sein, es gibt vieles, vieles Schlimmeres auf diesem Planeten. Natürlich werde ich auch während meines Studiums versuchen, relativ regelmäßig meinen lyrischen Ergüssen freien Lauf zu lassen, also stay tuned, wie man ganz neumodisch so zu sagen pflegt!

Um diese Notiz ideal abzurunden ein äußerst passendes Schlusswort, wie ich finde:
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zu rechten Zeit!

(Na, von wem ist das? Mit diesem kleinen Rätsel lasse ich den eifrigen Leser nun allein in seine tiefste Trauer versinken - wie unverschämt!)

Samstag, 4. September 2010

Herzenswunsch

Sie packt uns und klebt und schickt uns auf eine Achterbahnfahrt, die sich gewaschen hat. Sie ist so grausam und sie ist so wundervoll. Sie ist Gift und sie ist Droge. Sie ist zumeist viel zu lang. Oder viel zu kurz. Sie ist Hoch und sie ist Tief. Sie ist Liebe, die man hasst. Sie ist wichtig, denn ohne sie ist es nicht Liebe. Die Sehnsucht packt nur Liebende.

Nie zuvor hat mir die Sehnsucht fast das Herz zerfetzt. Nie zuvor hätte ich gedacht, derart fühlen zu können. Du bist die Definition der Sehnsucht. Die Sucht nach dir. Ich wollte nie ein Abhängiger werden, doch du bist die Droge, die man bedenkenlos nimmt. Die Sehnsucht als unser Segel.

Neulich sah ich dich schlafen, nur eins, zwei Schritte entfernt von mir und ich habe dich vermisst. Ich blickte dich an und habe mich gefragt, ob das nicht lächerlich klingt: jemanden zu vermissen, obwohl er doch in unmittelbarer Nähe ist. Mein Herz lächelte, als du noch einmal wach wurdest. Ich habe es dir nie gesagt. Ich habe dir nie gesagt, dass ich stolz bin, dass du gerade mich liebst. Ich habe dir nie gesagt, dass ich in manchen Augenblicken die Zeit anhalten möchte. Ich habe dir nie gesagt, dass du meiner Seele neues Leben eingehaucht und mit Glück erfüllt hast. Ich habe dir nie gesagt, dass mich ein Entzug umbringen würde. Auch wir taumeln einmal, schwanken. Kein Trip ohne Nebenwirkungen. Doch die gehören dazu und werden als Schatten in den Schatten gestellt.

Liebe ist eine Sehnsucht – die einzige Sucht, bei der das Leid des Entzugs vor dem Rausch der Sinne steht."

Ich möchte dir auf diesem Wege danken. Danke für die Flügel, danke für die Geduld, danke für das Kribbeln im Bauch. Danke für das kleine Stück vom Glück.

Ich liebe dich.