Dienstag, 29. Dezember 2009

Knallbummpeng

Das Jahr macht sich bereit für den alles entscheidenden Endspurt. Achtung, fertig, peng!
Wo ich schon beim Thema bin: Das große Geballer! Prunkvolles, explosionsartiges, buntes Massenumweltzerstören mit Wow-Effekt - Silvester! Bedeckt und versteckt unter dicken Qualmwolken bei lautem Knallbummpeng geht der Schrei der Natur unter, ehe sie resignierend verstummt... für's Erste. Kaum einer denkt an Silvester darüber nach, was man Mutter Erde eigentlich antut. Aus purem Egoismus an den vielen Lichtern am Himmel will keiner so recht auf Silvesterknaller verzichten.

Ich erinner mich da an das Jahresende 2007. Mit zwei Freundinnen feierte ich in Berlin "Unter den Linden", also quasi am Brandenburger Tor. Das große Wahrzeichen mit der anmutigen Frau Quadriga obendrauf, remember? Dort ist man an diesem Tag unter keinen Umständen allein. Zusammen mit der gefühlten halben Welt - in den Nachrichten hieß es, ein paar hundert Tausend Menschen - feierte man den Beginn des neuen Jahres. Es ging zu wie auf einem Schlachtfeld. Ein kurzer Moment von Atemnot. Jeder dort schien Raketen und Böller zur Freude des Tages anzuzünden und man konnte keinen Meter weit sehen, war umzingelt von gnadenlosen Knallerabgasen, die einem fast die Lunge zerfetzten. Und den umliegenden paar Bäumchen wohl auch. An dieser Stelle muss man sich fragen: Geht's eigentlich noch? Den Eintritt ins neue Jahr feiern, schön und gut, doch bitte ohne Hang zur exzessiven Übertreibung.

Genauso gering witzig finde ich die ultracoolen Jugendlichen, die andere Menschen mit Böllern bewerfen und sich ins Fäustchen lachen. Passt auf, Kinder, sonst fetzt euch eines Tages euer Fäustchen weg, wenn die Lunte zu kurz ist oder ihr schlichtweg zu dumm seid. Mir persönlich wäre das egal.

Ich mag Silvester. Ich mag auch Raketen und das ganze bunte Blingbling, aber alles bitte in gesunden Maßen. Es muss nicht jeder Mensch 3668367852 Raketen in die Luft jagen, nicht 72637 Bienchen summen lassen, nicht 227200 Böller zünden und auch nicht 262525 Knallerbsen auf den Boden werfen. Die sind nämlich einfach nur blöd und hässlich, sorry Erbsen.

Genug gemeckert. Kann ja auch ganz schön sein. Nun wünsche ich jedem, der bis hier hin diesen heute nicht ganz so duften Blog gelesen hat, einen angenehmen Rutsch und keine Erstickungsanfälle inmitten des bösen Raketenböllerbienennebels! Und nicht vergessen: Nich lang schnacken, Kopp in' Nacken! Auf uns, Prost!



Sonntag, 20. Dezember 2009

Unwörter 2009

In der Medienwelt ist zum Jahresende hin stets die Rede von den bedeutendsten Ereignissen und Wörter des Jahres, doch was ist mit den Wörtern, die uns tagtäglich in die Hörgänge krochen und uns das Hirn fast zerfraßen? Die Welt ist schlecht und deshalb gibt es von meiner Seite aus auch nur die dunkle Seite. Ladies and Gentlemen, may I present? The badwords of the year! Congratulations!


Platz 3: Opel/General Motors
Ganz ehrlich? Man wurde fast das ganze Jahr damit zugesülzt und dennoch weiß man doch nicht so recht, worum es da eigentlich geht oder bin ich damit allein und somit einfach zu blöd? Oder zu ignorant gegenüber der Wirtschaft? Als ich neulich genüsslich in der Badewanne lag und mir auf entspannende Musik hoffend das Radio anmachte, wurde ich während meines gesamten Bades einzig und allein mit diesem Thema vollgetextet...und trotzdem weiß ich rein gar nichts. Spricht vielleicht für sich. Was genau auch immer die Problematik daran ist, es kann nicht derart wichtig sein, dass man schon anfängt, wütend mit dem Schlüssel Kratzer in jeden Opel zu machen. Bitte, liebe Wirtschaftsfutzis, behebt dieses Problem!


Platz 2: Michael Jackson
Ja, sein Tod war tragisch. Ja, sein Tod ist ein großer Verlust für die Musik. Ja, er war ein großer Künstler und wird auch immer einer bleiben. Aber musste dieser Medienrummel wirklich sein und den guten Herrn somit in diese Top 3 der Unwörter des Jahres katapultieren? Natürlich war es schlimm, kam plötzlich. Natürlich muss man davon berichten. Doch ein 24-Stunden-Programm auf allen Fernsehsendern, im Radio, im Internet, in Zeitungen mehrere Wochen lang scheint mir doch einen leichten Hang zur Übertreibung zu haben. Oder bin ich zu herzlos? Sorry Michael, aber ich kann deine Musik nun nicht mehr hören. Sie wurde gnadenlos in der Luft zerfetzt während sie von morgens bis abends überall gedudelt wurde, wo ich einen Schritt hinwagte. Dabei ging es doch weniger darum, Trauer auszusprechen als vielmehr Profit aus dem Ereignis zu schlagen. Jeder Depp bedruckte Shirts oder Poster nach der Todesnachricht, um gnadenlos die Trauer zu Geld zu machen. Für meinen Geschmack war das ganze Medientreiben der reinste Rummel. Ein Trauerspiel. Für mich auch der Gedanke, dass ein einziger Mensch eine solch große Aufmerksamkeit mit seinem Ableben bekommen hat...jetzt unabhängig von der Geldmacherei. Wenn Frau Müller von nebenan stirbt, interessiert es kein Schwein. Auch sie hat vielleicht viel Gutes für die Menschen getan, war im Wohltätigkeitsverein oder hat Socken für Obdachlose gestrickt. Sie war eine Heldin. Doch von ihrem Tod berichten die Medien nicht monatelang und niemand lässt T-Shirts mit ihrem Gesicht bedrucken. Ja, ein wahres Trauerspiel.

Platz 1: Schweinegrippe
Muss ich dem noch irgendetwas hinzufügen? Dieses Wort hat sich derart tief ins Hirn gefressen, dass man es nicht mehr rausbekommt, so tief man auch in den Ohren popelt. Egal, ob man zu der Gruppe gehört, die sich in panischer Angst davor, infiziert zu werden, spritzen lassen und Mundschutz tragen oder zu denen, die es einen feuchten interessiert - jeder hat die Überdosis. Im übrigen auch gut ausgebeutet von den Medien. Und ein gutes Beispiel für die Macht dieser Medien. Panikmache pur. Schweinegrippe, oh weh, schnell impfen lassen, wir werden alle sterben, Epidemie, weltweit, aaaaah! Tatsache ist, dass an einer normalen saisonalen Grippe weitaus mehr sterben. Das wird natürlich verschwiegen, man will ja schließlich die Aufruhr und das Unwissen des gemeinen Volkes optimal (aus)nutzen. So werden die Tatsachen mit andauernder, nerviger Medienpräsenz der bösen, bösen Schweinegrippe zum Vorteil verdreht, verschleiert und fälschlich ins Hirn gepflanzt. Bei mir zum Glück ohne Erfolg.


In diesem Sinne wünsche ich allen, die sich meinen Blog antun, ein frohes Fest und falls ich meinen knackigen Hintern nicht mehr schaffe, vor Silvester her zu schwingen, einen guten, schmerzfreien Rutsch ins neue Jahr! Stößchen.

Als quasi Bonusmaterial noch ein paar meiner liebsten Trinksprüche (wahlweise auf berlinerisch):
- Hip hop, rin in Kopp!
- Zur Mitte, zur Titte, zum Sack, zack zack!

- Nicht viel schnacken, Kopp in den Nacken!

- Um den Kopf, auf den Kopf, in den Kopf!

- Die Sonne scheint, die Füße stinken, komm lass uns mal´ne Büchse trinken!

- Lass dich nicht lumpen, hoch den Humpen!

Donnerstag, 17. Dezember 2009

Abschied(e)

Es gibt sie in sämtlichen Variationen: groß, klein, lang, kurz, schmerzhaft und egal. Ein Abschied ist immer mit Gefühl verbunden - und sei es auch nur mit Gleichgültigkeit.

Zum Ende des Jahres hin wird man ja meist melancholischer, die Temperaturen sind niedrig und der Drang wächst, sich bei einer heißen Schokolade in eine Decke zu kuscheln und dem Feuerwerk entgegen zu fiebern. Aus dieser Stimmung heraus entwickelt sich oft eine gewisse Melancholie. Bald endet wieder etwas und etwas Neues beginnt. Man nimmt Abschied vom Jahr, obwohl dies ja eigentlich nur eine Erfindung der Menschheit ist, weil sie sonst keinen Überblick und keine Struktur auf der Welt hätte. Auch ich nehme dieses Jahr besonders Abschied. Ja, jetzt wird es schmalzig, auch mich hat die winterliche Melancholie gepackt.

Ein Abschied kann verschiedene Formen haben. Es gibt den Tod, es gibt den Aufbruch in eine andere Stadt, das Aufgeben von etwas Vergangenem, loslassen, verzeihen, weiterziehen. Ein Abschied bedeutet immer auch ein Anfang. Und für diesen muss man bereit und offen sein, sonst wird er sich schwer im Gemüt verankern.

Es kann schließlich auch etwas Gutes sein. Ich rede jetzt mal von mir. Ich wollte mich fast schon entschuldigen, doch ist das hier doch mein Blog. Manchmal bin ich doch ein bisschen blöd.
Für mich war das Jahr 2009 schrecklich, wirklich schrecklich. Den größten Teil des Jahres war ich wie in Trance, zerstört, am Boden, am Abgrund, voll Leere. Ich habe viele Abschiede nehmen müssen; von Gewohnheiten, von Freunden, von Denkweisen, von Naivität und vor allem von der Sicherheit, glücklich zu sein. Das sollte noch nicht mein Glück sein. Die Erkenntnis und Lektion war schmerzhaft, doch notwendig. Ich habe die Hölle durchquert und stehe mutig dem Abschied entgegen. Das klingt jetzt wahnsinnig hochtrabend und poetisch, ich weiß. Kurz: Es war ein verdammt beschissenes Jahr und nun wird alles besser. Glaube, nein hoffe, nein weiß ich.

So nehme ich am 31. Dezember nicht nur Abschied vom Jahr, sondern auch von einem alten Abschnitt. Mit dem nächsten Jahr kommen keine einfallslosen 0-8-15-Vorsätze wie "immer lieb sein", "viel Geld verdienen", "die Welt retten", sondern kompromisslose Veränderungen. Ich werde ausziehen, wegziehen, mein Studium in einem völlig neuen Umfeld beginnen mit neuen Menschen. Dafür muss und werde ich mit allem abschließen, was mich am alten Abschnitt festhält. Es wird Zeit. Ich habe viele übers Internet kennengelernt und ich habe gerade dieses Jahr gelernt, dass mir diese Kontakte nichts bringen, dass sie mich nur auf- und festhalten in alten Verhaltensweisen. Sie sind noch nicht so weit und das ist okay. Aber ich möchte aufbrechen und in ein neues Kapitel des Lebens starten.

Abschied nehmen. Es wird nicht immer leicht werden, doch notwendig. Mein Blick ist nach vorn gerichtet und nicht mehr zurück. Ich weiß, dass es mir für einige Menschen leidtun wird, wenn ich sie restlos zurücklasse mit keiner Chance, mich je wieder einzuholen. Einige werden weinen, einige werden mich nach einigen Tagen vergessen haben. C'est la vie. Es ist manchmal schwer und nicht oft fair. Doch muss jeder seinen Platz für sich allein finden und wenn es nur der Weg ist.

Geht einmal in euch und denkt nicht nur daran, wie ihr an Silvester Böller unter Omis Fenster zerschallen lasst, euch halb ins Koma sauft und Luftschlangen durch die Luft pustet. Abschied oder Bleiben. Stillstand oder Fortschritt. Fragezeichen oder Ausrufezeichen.

Die intellektuell und emotional eher Kleinbestückten haben sich vermutlich halb zu Tode gelangweilt bei diesem Blog, wenn sie sich überhaupt ganz durchgequält haben. Alle anderen müssen jetzt aber auch Abschied nehmen. Und ich auch. Küsschen und adieu.

Donnerstag, 10. Dezember 2009

(M)Ein Tag in Berlin

Ich halte nicht viel von Berlin. So viel sei vorweg gesagt. Ich habe übrigens alles Recht der Welt für diese Einstellung, denn ich lebe bereits seit nun 18 Jahren hier. Wenn du nun voll in love mit Berlin bist, dann zieh schon mal die Augenbrauen zu böser Miene zusammen... Angriff!

Berlin. Da denken die meisten an das Brandenburger Tor, an den Alexanderplatz (in der Szene auch kurz: Alex), Leben, Multikulti, Clubs, toll, tri-tra-trulala. Ja, das ist es wohl. Als Besucher. So wie die Ausstellung "Körperwelten" für viele vielleicht tritratrulala ist, doch darin leben möchte trotzdem niemand. So ist es auch mit Berlin. Ja, wirklich!


Ich stehe auf, spät, viel zu spät. Und komme auch viel zu spät los. Mit Entsetzen blicke ich auf die Uhr: Es ist bereits nach 15 Uhr, bedeutet: Feierabendverkehr! Mit großer Freude im Gepäck bin ich nun zum weihnachtlichen Einkauf losmarschiert Richtung U-Bahn. Als wolle der Himmel mein Inneres widerspiegeln, ergießt er sich über meinem Haupt. Die Autofahrer sind hier genauso rücksichtsvoll wie die Fußgänger und so kann ich nur knapp einer Wasserwelle entwischen, als ich am Straßenrand zur Seite springe als ein Auto schön mit Schmackes durch eine nicht übersehbare Pfütze brettert. Herrlich. Die U-Bahn kommt tatsächlich pünktlich und es ist noch überschaubar leer. Ein Sitzplatz, juchey! Direkt gegenüber des griesgrämig dreinblickenden Opas. Jeder starrt mich an, als hinge mir ein dicker Popel unter der Nase. Ja verdammt, ich habe drei Piercings! Wenn ich für jede doof glotzende Person einen Euro bekäme, hätte ich davon schon locker meinen Führerschein bezahlen können. Ich steige aus und renne inzwischen mit der Masse Richtung S-Bahn. Der Bahnhof ist ein Knotenpunkt in Berlin, über den ich irgendwann noch einen eigenen Blog verfasse. Das würde die Zeilen hier sprengen und ablenken und das wollen wir ja nicht. So erreiche ich den Bahnsteig und denke: Okay, es ist Feierabendverkehr, kein Grund, aggressiv zu werden. Alles wie immer. Der Bahnsteig ist vollgestopft von Menschen, keine freie Lücke mehr. Als gäbe es etwas umsonst. Merkwürdigerweise müssen sich natürlich grundsätzlich all diejenigen, die auf eine andere Lücke inmitten der Menge hoffen, an mir vorbeidrängeln. Schubsen, schieben, drücken, hab ich irgendwie ein Schild mit der Aufschrift "Drängel mich" an der Stirn kleben? Manchmal glaube ich wirklich, ich bin ein Idiotenmagnet.

Nach 5 Minuten kommt die Bahn, proppevoll. Und ich frage mich, wie um Himmels Willen die Menschen um mich herum da noch reinpassen sollen. So schaue ich zu und bleibe mit der Hälfte der Menschen auf dem Bahnsteig stehen und der Zug fährt weg. Gut, denke ich ganz clever, kommt ja gleich der nächste und der ist dann leerer. Pustekuchen! Nach erst 5, dann 6, dann 8 Minuten kommt die nächste S-Bahn: voll. Ich spüre, wie meine Gesichtszüge entgleiten. Gut, denke ich wieder clever, bin ich halt klüger als alle hier und fahr mit dem RE die zwei Stationen. Nach dem Marsch zum anderen Bahngleis darf ich lesen, dass dort kein Zugverkehr ist. Berlin olé! So entschließe ich mich für einen Umweg mit U-Bahnen, komme am Alexanderplatz an und hätte mir die 50 Minuten sparen können. Aber gut, denke ich.

Dort erwartet mich das gewöhnliche Übel: Bettelnde Straßenpunks. Ich hasse den Muffgestank von nassem Hund. Im Regen steuere ich auf das Alexa, ein Einkaufscenter, zu und kann gerade so durch ein lautes, fast hilfloses "Nein!!!" einer Dame irgendeinenes Wohltätigkeitsvereins entfliehen, die mich gekonnt abfangen will. Es ist voll. Kaum zu glauben, dass derart viele Menschen unterwegs sein können. Und alle glotzen. Erste Zweifel, vielleicht doch ein Popel? Nein. Und wie es nun so sein sollte, finde ich in dem Laden, wegen dem ich diese Reise extra auf mich genommen habe, nichts. Und während ich mit hastigem Schritt durchs Center marschiere und mich innerlich über die Leute aufrege, die grundsätzlich wie besoffen durch die Gegend laufen, frage ich mich, was mich wohl auf dem Heimweg erwartet.

Überraschenderweise dank kleiner Tricks nicht viel. Nur wieder ein griesgrämig schauender Opa, der mir in der U-Bahn gegenübersitzt und glotzt. Alles wie immer, danke ich, steige aus und geh den restlichen Weg nach Hause. Es hat aufgehört zu regnen.

Berlin hat aber auch schöne Seiten, das sei auch gesagt. Will ja nicht so miesepetrig wie der Opa rüberkommen.

Dienstag, 8. Dezember 2009

Eine Zugfahrt, die ist lustig...nicht.

Eins meiner ganz persönlichen Lieblingsthemen.
Meine Äußerungen beruhen dabei ausschließlich auf eigenen Erfahrungen aus der Großstadt, in der ich lebe. Doch bin ich mir fast sicher, dass man sich darin wiederfinden kann, egal, an welchem Fleck Deutschlands man seinen Allerwertesten gerade im Chefsessel wälzt.

S- und U-Bahnfahren, immer wieder ein Vergnügen. Dabei ist Jahres- und Uhrzeit egal. Man findet immer interessante Gesellschaft vor. Während man im Sommer von sämtlichen Gerüchen von Schweiß über Alkoholfahnen über Müll über Ungewaschenheit geradezu gegen die von eben diesen Materialien besetzten und verklebten Türen und Scheiben gepresst wird, sitzt man zu winterlichen Zeiten eher starr und still im unbequemenen Sitz, während man hofft, irgendein verdammter Idiot betätige doch bitte den "An kalten Tagen Tür hiermit schließen"-Knopf. Doch da sich jeder nur für sich interessiert und sein Blickfeld genau eine Hand weit reicht, bleibt dieser Wunsch meist unerfüllt. Dennoch fahre ich lieber im Winter Bahn.

Neben den - sagen wir mal - temperaturbedingten Problemen gibt es da noch die verschiedenen Uhrzeiten. Morgens muss es am schönsten sein. Jeder döst vor sich hin, der eine liest Zeitung, der andere lehnt sich gemütlich an seinen Nachbarn und schläft noch eine Runde. Nein, das war in Japan. Hier würde das wohl entweder ein auf's Maul geben oder man könnte dem Angelehnten dabei zuschauen, wie er unbeholfen versucht, sich aus der Situation hinaus zu winden. Beides eine ziemlich lustige Vorstellung, finde ich. Die schlimmste Zeit ist der Feierabendverkehr. Um Gottes Willen, hier gilt: bitte streng vermeiden, danger, stay outside! Außer man steht auf drängeln deluxe und (im Sommer: schweißgetränkte) Körper, die kontrolllos aneinander reiben. "Schwein gehabt", denkt der eine, der an einer der ersten Stationen einsteigt und noch einen Sitzplatz ergattert. Und als er die Masse um ihm, vor ihm, neben ihm und manchmal auch über ihm erblickt, kurz vor der Station, an der er rausmuss, denkt er, sein Schwein pfeift. Es wird niemand Platz machen. Geht ja nicht. Ist ja nicht deren Problem. Und wer aus der Reihe tanzt - hier übrigens im wahrsten Sinne - dessen Verhalten wird geradezu ausgebuht und mit finsteren Gesten und Mimik bestraft. Sünde! Höchststrafe für den Mann, der dort Platz machen wollte! Am besten gleich mit rausquetschen, wenn die Tür aufgeht.

Und du mittendrin. Um dich herum die verschiedensten Gesichter; schwarz, weiß, gelb, grün, bunt, dick, dünn, anziehend und abstoßend. Dem einen hängt vielleicht ein Rotzfaden aus der Nase. Eine andere musste ja unbedingt ihr Fahrrad in den Wagon quetschen. Du kannst kaum, nein du möchtest nicht atmen bei dem bedrückenden Geruch. Aber du musst und so unterdrückst du deinen Kotzreiz. Wo solltest du dich auch entleeren? Auf der Dame mit den fettigen Haaren vor dir oder doch lieber auf dem griesgrämig dreinblickenden Opa neben dir, für den die Jugend doch sowieso nicht mehr das ist, was sie mal war? Und dann ist da dieser Typ, der aussteigen muss. Die S-Bahn hält und du spürst, wie die Masse sich regt. Eigentlich könntest du einfach die Beine anziehen und dich hinaustragen lassen. In diesem Moment beschließt du, nächstes Mal ein paar Bahnen später zu nehmen, steigst aus und wünschst dem Mann, der dich stolz über seinen Ausblick und seinen errungenen Sitzplatz aus dem Fenster ansieht, viel Glück, wenn seine Zeit gekommen ist.

Nachts ist es leerer. Doch dazu zu einem anderen Zeitpunkt mehr.

Montag, 7. Dezember 2009

Myspace. My space.

Guten Morgen Welt,
guten Morgen poetondrugs, haha.

Ich fasse jetzt mal meine Gedanken, die ich vorm Einschlafen gestern nicht aus dem Kopf bekommen hab, auf. Man mag es kaum glauben, aber ich zähle keine Schäfchen, nein, ich denke über Myspace nach, bevor ich ins Land der Träume abtauche.

Myspace ist schon eine merkwürdige Sache. Myspace, das ist my space, mein Platz. Was für ein Platz denn? Mein Platz. Aha. Der virtuelle Platz im Universum, allein dein Platz. Dein Stückchen auf dieser Welt, das dir niemand nehmen kann. Außer der Administrator. Halt mal... Myspace als Platz in der Welt? Das Internet = die Welt? www, world wide web, world - aha! Also scheint es nun wirklich dein Örtchen auf diesem Planeten zu sein, an dem du deine eigene kleine Welt errichten kannst. Ist das nicht wunderbar? Ja? Doch wen interessiert's?

Seien wir mal ehrlich zu uns selbst. Wenn du nicht gerade aus den Medien bekannt oder ein Internet-Fame-Kid bist, interessiert dein space niemanden. Keiner wird dein Profil anklicken, geschweige denn interessiert erforschen. Ich werde jetzt mal ganz philosophisch und beziehe das ganze virtuelle Gedönse auf das sog. Real-Life: Auch hier hast du deinen ganz eigenen Space. Auch hier interessiert sich doch im Grunde niemand für den anderen. Als Großstädtler kenne ich die Anonymität der Gesellschaft sehr gut.

Man läuft gesichtlos aneinander vorbei. Man sitzt nebeneinander, sich gegenüber, vermeidet jeglichen (Blick)Kontakt. Wenn Kontakt, dann aber bitte mit Schmackes: anrempeln, pöbeln, motzen, meckern, drohen, schubsen, sich über die Jugend von heute aufregen. Ja, das können wir gut.

Wozu your space, wenn man my space hat.

Sonntag, 6. Dezember 2009

Alles neu

...lautet das Motto in genau 14 Tagen. Klar, jeder redet von den großen Veränderungen, Vorhaben und guten Vorsätzen für ein neues Jahr...und am Ende sehen sie sich unverändert wieder mit dem Sektglas in der Hand dastehen.

Keine Angst, das ist völlig normal. Dabei habe ich mich auch oft ertappt. Wer es weitermachen möchte, dem sei es gestattet.

Ich aber sehe dem Jahr 2010 mit sehr viel Hoffnung und Freude auf Änderungen entgegen. Wie ein kleines Kind bin ich gespannt, was dort verpackt sein wird. 2009 war schrecklich, das schlimmste Jahr bisher, doch hatte es auch etwas Gutes: Ich war so tief, dass ich erkannt habe, dass alles neu muss. Und es wird!

Und für all meine Stalker da draußen:
Ich werde mein unglaublich spektakuläres Leben hier nun regelmäßig festhalten. Dabei ist es mir egal, ob es jmd liest oder nicht - im Vordergrund steht mein Vergnügen. Oh, wie egoistisch. Das müssen wir aber noch ablegen.

In diesem Sinne,
Ein Herzi für alle, die sich diesen Mist antun (: