
Einer meiner Dozenten sagte letzte Woche zu uns, dass wir einen gesicherten Job hätten als angehende Germanisten, denn spätestens in 20 Jahren sei die deutsche Sprache eine Wissenschaft, die nur Gelehrte anzuwenden wissen werden. So wird kaum ein anderer in der Lage sein, sich angemessen auszudrücken oder überhaupt rechtschreiblich unbedenklich zu kommunizieren. Und dann kommen wir. Ich habe meinem Dozenten sofort geglaubt, denn die deutsche Sprache verkommt. Nicht durch Werbeslogans wie "Da werden Sie geholfen" oder durch Anglizismen wie Handy oder googlen. Nein, ein Blick auf die Neuigkeiten in meinem Facebook reicht vollkommen aus. Das Internet ist da sowieso Schauplatz des Elends. Da schreibt eine/r mit aller Selbstverständlichkeit "daführ", "kanst", "überseuerter margen" oder einfach "weis". In Momenten wie solchen, in denen ich so etwas lese, weiß ich nicht so recht, ob ich schockiert dreinblicken oder einfach gleich die Stirn auf die Tastatur hämmern soll, denn ich kann so etwas nicht verstehen. Die einzige Entschuldigung für eine derart schlechte Rechtschreibung ist für mich eine nachgewiesene Lese-Rechtschreib-Schwäche oder ähnliches.
Natürlich muss man in Sachen korrekter Rechtschreibung und Ausdrucksweise gerade in Bezug auf das Internet/Kommunikationsplattformen und dem wahren Leben unterscheiden. Viele rechtfertigen falsche oder sogar ganz und gar fehlende Kommasetzung sowie ihre schlichtweg beschämende Rechtschreibung damit, dass es ja "hier kein Deutschunterricht ist", dass "es hier doch egal ist, wie man s

"Es ist unglaublich, wieviel Geist in der Welt aufgeboten wird, um Dummheit zu beweisen."
(Christian Friedrich Hebbel)
Zu erwähnen ist hier natürlich auch die Jugendsprache von heute und ich meine nicht Ausdrucksformen wie cool, Hackenporsche oder Tussitoaster. Ich meine diejenige Ausdrucksweise der - ich wage es mal, es so zu bezeichnen - geistig verarmten Jugend ohne Perspektive(n). Ganz abgesehen vom teils unbegründet asozialen Verhalten und wüsten Beleidigungen, die ich hier gar nicht aufführen möchte, weil sie sich eh jeder denken kann, gibt es da diese Formulierungen wie "Isch schwör, alta", die dem Deutsche-Sprache-Junkie einen kalten Schauer bereiten. Doch dies ist eine andere, sehr komplexe Thematik, weshalb dieser Gedankenanstoß an dieser Stelle alleingelassen werden soll.
Nur warum? Warum lassen viele diese Sprache durch hässliche Formen und Formulierungen derart verkommen und vergewaltigen? Ist sie euch nicht schön genug? Dann sucht euch einen anderen Doofen! Die Sprache ist ein Geschenk und eine wertvolle Gabe, die einen überall hinbringen kann. Sind wir ihr nicht angesichts dessen ein wenig Anerkennung schuldig?
Ein Wort wird mit ß geschrieben, wenn es einem langen Vokal folgt, wie in Straße, groß oder Muße. Dem Doppel-s geht ein kurzer Vokal voraus, wie bei Fass, muss oder Riss. Das Das hinter dem Komma wird dann mit Doppel-s geschrieben, wenn etwas eine Folge aus etwas ist (Der Mann wusste, dass sie lebt) und nur dann mit einem S, wenn sich das Das auf ein Nomen im Hauptsatz bezieht (Sie streichelte das Rentier, das auf einmal im Zimmer stand). Wider wird immer dann nur mit i geschrieben, wenn es etwas Gegensätzliches/Widersprüchliches ausdrückt, wie zum Beispiel bei Widerstand, Widerwille, zuwider. Kommata sind ebenso kein sehr schwieriges Feld. Als Faustregel gilt: Ein Komma soll sinnvolle Pausen in den Gedankengang bzw. für das Sprechen bringen. Es ist manchmal besser, lieber ein Komma mehr zu setzen, als eins zu wenig. Genaue Kommaregeln können bei Google mit höchster Wahrscheinlichkeit nachgeschlagen werden. Das wäre an dieser Stelle doch ein wenig zu übertrieben und würde mich in ein etwas zu hochnäsiges, besserwisserisches Licht rücken und das wollen wir ja nicht. In diesem Sinne fasse ich ein äußerst kurzes und zudem geklautes Resümee:
Gebt euch nicht auf - lernt lesen und (vor allem) schreiben!
(Und: Schämt euch, aber nicht zu sehr. Ich helfe gern weiter.)