Sonntag, 29. August 2010

Sprachproblem

Ein wenig Wortsalat meiner Dichterhirnhälfte; ist bereits älter, jedoch fast stets aktuell.
Dies geht raus an alle Herzschmerzenden. Fresst Eis, rotzt Taschentücher voll, seid zickig, aber behaltet das Vertrauen darin, dass eines Tages alles besser wird - es wird... tatsächlich.


Sprachproblem
Ich habe die Sprache der Herzen verlernt,
in der Liebende zu sprechen pflegen.

Es klingt wie Kauderwelsch in meinem Ohren
und kommt nicht an im Loch meiner Brust.

Verbindung unterbrochen -
Bitte versuchen Sie es
nicht noch einmal.

Mittwoch, 25. August 2010

Adressiert an mich

Ein langer Weg vor mir. Ich steuere auf das Ziel zu, einige Hürden sind noch zu überwinden, aber die Richtung stimmt. Es war nicht leicht hier hin. Zu viele Kreuzungen, zu viele Einbahnstraßen, zu viele Geisterfahrer. Doch die Vergangenheit ist nichts als ein altes Buch, das ich ausgelesen habe. Denn nun stehe ich hier. Stets hat man das Gefühl, etwas vergessen zu haben - irgendwas - wenn man unterwegs ist. Ich habe etwas vergessen: dich. Oder hast du mich vergessen?

Ich schaue in den Spiegel und sehe dich. Nein - so war es einmal. Du warst mein Spiegel. Wie lange dauert ein Tag in der Dunkelheit? So viele Jahre warst du mein treuer Begleiter. Und auch wenn wir uns nicht immer gesehen haben, habe ich dich gespürt. I can feel your heart beat through my shirt. Ich habe dich gespürt und jeder Atemzug schien gleich. Du musstest mich nur ansehen und wusstest auch ohne Worte bescheid. Dann warst du da - in jeder Sekunde, Minute oder Stunde. Es lagen Meilen zwischen uns, doch die Wege führten zusammen und befestigten ein unsichtbares Band direkt an unseren Herzen. Es war dieser erste Blick, diese erste Sekunde. Wir waren verbunden. So wie du für mich die richtigen Worte wähltest, mich desöfteren vor dem falschen Ausweg gerettet hast, so war mein Geist, meine Kraft stets bei dir, wenn es dich zu Boden zog. Ich musste mir nur ans Herz fassen und wusste, du bist da.

Jetzt stehe ich auf meinem Weg und fasse mir ans Herz, doch ich fühle dich nicht. Genau jetzt in diesem Augenblick. Ich frage mich, wo du bist und heule bitterlich dem Band nach. Nun ist da ein Loch in meinem Herzen. Ich werde es immer für dich frei halten. Du gehst gerade einen Weg fernab von meinem. Das unsichtbare Band hat sich verfangen am Wegesrand und ist auf meiner Seite schmerzvoll herausgerissen worden. Ich werde weitergehen auf meinem Pfad und hoffen, dass sich unsere Wege eines Tages wieder kreuzen und wir den Schaden flicken können.

Du hast für mich nicht an Wert verloren. Du bist nicht gänzlich fort, nur wonanders. Du warst alles, du bist alles und wirst immer alles sein.
Du fehlst mir hier, auf meinem Weg allein.

Danke für die Jahre.

Samstag, 7. August 2010

Wahrheit und/oder Pflicht

Manches liegt so nah beieinander: Humor und Lachen, gute Noten und Streber, Käse und Brot, gut und böse, Mensch und Tier. Und doch weiß man sie zu trennen. Doch wie ist es mit der Wahrheit und der Lüge? So ist der Grad dazwischen äußerst schmal und so mancher stürzte tief bei dem Versuch, auf der dünnen Linie zwischen ihnen zu balancieren.

Jeder lügt. Denn wir alle müssen zugeben, dass Notlügen das Leben erheblich erleichtern (können). In manchen Situationen ist es sogar überlebenswichtig, zu lügen. Und in manchen Situationen zerstört es das ganze Leben. Mit der Wahrheit oder Unwahrheit steht und fällt das Leben. Und doch gehen wir so leichtfertig mit ihnen um. Die Bibel predigt: Du sollst nicht lügen. Würde man stets nichts als die Wahrheit sagen, würde man nicht weit kommen. Man würde seiner Frau sagen, wie laut sie nachts wirklich schnarcht und wie furchtbar sie dabei aussieht. Man würde seiner Frau sagen, das neue Kleid sieht aus wie alle anderen und war eigentlich gar nicht im Budget drin. Man würde seinem Mann sagen, der dort wachsende Bierbauch ist beschämend und die Freundinnen hätten alle einen viel hübscheren Partner. Man würde seinem Mann sagen, Fußball ist etwas für Primitive, ebenso wie Autos. Man würde seinem Mann sagen, dass man den Orgasmus jedes Mal nur vortäuscht. Man würde seinen Freunden sagen, ihre Lieblingsmusik klingt verdammt scheiße. Man würde seinen Kindern sagen, sie gehen einem durch ihr dämliches Geheule auf die Nerven und man denke in manchen Situationen, man hätte besser nie Sex haben sollen. Und man würde seinem Chef sagen, dass er sich für den Hungerlohn bald einen neuen Doofen suchen kann und dass er aus dem Mund stinkt wie eine Kuh aus dem Allerwertesten. Nun muss man sich fragen, ob man neben der Tatsache, dass man andauernd die Gefühle anderer verletzen, nicht auch schnell mal eine dicke Lippe riskieren würde.

Die Wahrheit ist manchmal grausam und sollte hinter einer Lüge versteckt bleiben. Gefährlich wird es, sich gleich einen ganzen Berg an Lügen vor die Nase zu bauen. Dann verliert man schnell mal den Über- und Durchblick, verstrickt sich darin und verirrt sich im schlimmsten Fall. Manchmal lügt man. Einfach so. Und manchmal lügt man aus Angst, aus mangeldem Selbstvertrauen, aus Egoismus. Oder einer Mischung aus allem. Manchmal versteckt man die Wahrheit ganz bewusst und verwendet die Lüge zum eigenen Vorteil. Auch das kann gefährlich werden - nicht für die anderen, sondern vor allem für einen selbst. Schließlich wirst du erschocken dreinblicken, wenn man hinter die Maske schaut, hinter der du dich so lange versteckt hieltst. Dann ist die Wahrheit für dich der noch größere Schock, denn du hast vergessen, dass es sie gibt.

Wahrheit und Lüge, Lüge und Wahrheit - so nah und doch so fern. Die Wahrheit sollte dominieren, doch die Lüge nicht gänzlich vergessen.


Ich liebe die Wahrheit. Ich glaube, die Menschheit braucht sie, sicher aber braucht sie noch viel mehr die Lüge, die ihr schmeichelt, Trost spendet und ihr endlos Hoffnung macht. Ohne Lüge würde sie umkommen vor Verzweiflung und Langeweile.
(Anatole France (1844 - 1924), französischer Erzähler, Lyriker, Kritiker und Historiker)