Mittwoch, 28. September 2011

Ausgespielt

Wie fängt man mit etwas an, von dem man nicht weiß, dass es beginnt? Und wie beendet man etwas, dessen Ende man nicht bemerkt? Was einst so vertraut war, erscheint nun fremd, wenn man es aus einem gesunden Abstand betrachtet. Menschen entfernen sich und wenn man die Hand nach ihnen ausstreckt, um sie zu halten, merkt man, dass nichts mehr da ist, was sie hält.

Ich bin einige Schritte zurückgewichen und habe alles von Weitem beobachtet. Dabei habe ich mich distanziert von vielen, wohl von allen. Manche haben es gespürt, manche nicht. Die Wichtigen und die weniger Bedeutenden eben. Distanz ist nichts Schlechtes, denn sie hilft, Dinge zu erkennen, die man im direkten Alltag längst übersehen hat, aber auch solche, die man nicht mehr zurück auf die eigene Lebensbühne schicken kann, weil ihre Rolle dort beendet ist. Vielleicht, weil sie ersetzt wurde. Vielleicht, weil ihre Szene(n) einfach vorüber sind in der Geschichte. Das ist traurig, aber so ist der Lauf des Lebens. Jeder läuft anders. Manchmal kreuzen sich die Wege, manchmal führen sie ein Stück zusammen, manchmal treffen sich die Wege niemals.

Zugegebenermaßen tut es weh, wenn man feststellt, dass der gemeinsame Weg zuende sein soll, weil man es bei manchen Menschen einfach nicht möchte. Doch, was man will und was ist, sind zwei verschiedene Dinge. Ich sage nicht, dass es das Schicksal ist, aber unsere Wege sind gelegt und vorgefertigt. Jeder findet seinen eigenen und jeder kann ihn so weit gehen, wie er ist, aber die Wegkreuzungen kann man nicht bestimmen. Der Weg beginnt allein und er endet allein.

Ja, ein Abschied tut weh, vor allem, wenn er innerlich ist. Ich sehe, dass ich einige Menschen gehen lassen muss, die mir einst so vertraut waren. Doch heute ist alles anders. Sie sind nicht mehr nah genug an meinem Herzen, der Umgang scheint vertraut, ist aber nichts als Gewohnheit. Die Freundschaft scheint Gewohnheit geworden, man ist sich abseits der Routine fremdgeworden. Die Gemeinsamkeit ist die Gewohnheit, die Wege längst verschieden. Ich fühle mich doch recht schlecht, so zu denken. Liegt die Entfernung zu diesen Menschen an mir? An uns? Habe ich mich einfach weiterentwickelt? Oder zurück? Bin ich einfach weitergegangen und habe dem anderen vergessen, die Hand auszustrecken? Wäre es nicht Bertrug gewesen, ihn an der Hand mitzunehmen? Sind wir beide ohne es zu ahnen auf unterschiedlichen Wegen weitergegangen? Oder bin ich einfach tatsächlich lediglich das egoistische Arschloch geworden? Ich habe die Antwort nicht. Und ich werde sie nicht suchen. Die Distanz war genug und hat mir gezeigt, in welche Richtung es geht und mit wem. Und die verdienen meine Nähe und nicht meine Distanz. Die nächste Szene beginnt, macht euch bereit. Der Vorhang fällt.

4 Kommentare:

  1. Du hast mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen.Ein sehr schöner und wahrer text,aber der Anlass ist natürlich nicht allzu schön.

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  2. Woow.
    Noah, du sprichst mir wirklich aus der Seele.
    Immer und immer wieder.
    Deine Art, wie du Texte schreibst ist bewundernswert.
    Wirklich.

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  3. Verdammt gut geschrieben.

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