Sonntag, 14. Februar 2010

Mein Rotwein und dein Popo passen großartig zusamm'

...denn wenn ich dein Hintern seh, denk ich, der Mond is aufgegangen!

Oh, ich sehe die entgleisenden Mienen schon vor meinem geistigen Auge...und dennoch - oder gerade weil diese Vorstellung meinen geistigen Sehnerv derart verführerisch kitzelt - werde ich dieses Thema voll und ganz aufgreifen und ausbauen. Die sehr sensiblen Gemüter lesen diesen Blog besser nicht. Und wenn sie es doch tun, dann möchte mir bitte keiner vorwerfen, ich hätte nicht davor gewarnt.

Deutschland eifert Amerika nach. Wir lassen alles herschwappen, wir benutzen unheimlich modern klingendes Denglisch, wir tragen Kleidung inspired by the USA und... wir stehen Amerika in Sachen Fettleibigkeit in nichts nach. Und da sind wir schon beim causus- äh fettus knacktus: Deutschland geht auf wie ein Muffin in der Mikrowelle. Wohin man auch schaut, es ist überall; dicke Kinder, dicke Jugendliche, dicke Erwachsene. Im Fernsehen, auf der Straße, in Schulen und auf dem Arbeitsplatz. Man wird überall damit konfrontiert - in der Masse mit der Masse.

Menschen, die wirklich nichts dafür können aufgrund von Krankheit oder massiven psychichischen Gründen, sind natürlich nicht gemeint!
Es ist mir völlig egal, wie und was jeder Mensch in sich reinstopft, ob er sich bewegt oder nicht, denn jeder muss allein mit seinem Körper leben, aber bitte - warum um Himmels Willen muss man seinen XXL-Hintern dann in eine Jeans Größe M quetschen?! Presswurst ist da noch ein schmeichelndes Kompliment, meine Damen und Herren. Ich sehe so oft Menschen auf der Straße rumeiern, deren drei Buchstaben doppelt so breit sind wie der Rest, die diese Unform aber zu betonen meinen müssen. Es will sich in meinem Kopf einfach keine logische Erklärung finden für dieses, sagen wir mal, Phänomen. Gerade vorgestern saß ich im Bus, blickte nichtsahnend aus dem Fenster und konnte direkt nichts mehr vom Schaufenster dort erkennen. Die Sicht wurde mir blockiert von einem prall verpackten Gesäß. Ich hätte gern umgehend den Nothammer gegriffen, die Scheibe eingeschlagen, wäre rausgesprungen und hätte der Dame eine Decke über den Leib geworfen.

Immer mehr Menschen in Deutschland gehen in die Breite. Dabei seien neunmalkluge Diättipps und/oder wüste Charakteranalysen jetzt mal völlig außen vor, es geht mir allein um das Kleidungsverhalten. Und das verstehe ich bei vielen nicht. Ich kenne keinen Normalgewichtigen, den es antörnt, wenn man aufgrund des engen Oberteils nicht mehr erkennen kann, wo ein Körperteil anfängt, wo Brust und Bauch enden. Wenn ich mit unzähligen offensichtlichen Würstchen unterm Shirt konfrontiert werde - und ich bin Oomph!-Fan, spreche also aus Erfahrung - dann möchte ich brechen. Es wird ja dann des öfteren mal verkündet: Ich fühl mich ja so wohl in meinem Körper! Der Mensch neigt dazu, sich selbst zu belügen. Natürlich fühlt sich der Großteil nicht wohl in seiner Haut. Selbst wenn man den optischen Effekt ausblenden würde, blieben da gesundheitliche Einschränkungen. Dicksein ist nicht gut, egal, wie sehr man sich es einzureden versucht. Ich persönlich würde niemals mit dem Finger auf einen Übergewichtigen zeigen (selbst in hautenger Kleidung) und ihn verhöhnen und beleidigen. Aber da gibt es genug, das muss ich nicht weiter erläutern. Einige dieser Personen kann man mit Sicherheit bereits von sich halten, indem man sich angemessen kleidet. Medium ist eben medium und x-tra large heißt nicht grundlos so. Ich finde, es gibt durchaus atrraktive Menschen mit mehr auf den Hüften. Die hängen dann aber nicht dem kuriosen Gedanken nach, man kriege die dicken Beine schon noch irgendwie in die gute alte Röhrenjeans. Nein, bitte bitte nicht! Es gibt in nahezu jedem größeren Kleidungsgeschäft eine Abteilung mit wunderbarer Mollimode. Die ist auch nicht teurer und erspart verbale Vergewaltigung in der Öffentlichkeit. Und ich kann mir einen solchen Blog sparen.

Wer nun denkt, ich hasse dicke Menschen, habe hier böswillig über sie abgelästert und man müsse mich nun ebenso böswillig beleidigen, der halte doch bitte eine Sekunde inne, schalte das Hirn ein und lese den Blog noch einmal. In diesem Sinne: Bussis für alle!

7 Kommentare:

  1. Wunderbarer, geistreicher Beitrag!
    Ich vertrete voll und ganz deine Meinung, auch wenn es wahrscheinlich bei einigen falsch ankommen wird.

    Gut ist, dass Du das bewusste Kleiden extra betonst. Viel zu oft sieht man, wie sich Menschen (vorallem bei Frauen kommt es leider Gottes des Öfteren vor!) trotz einigen Pfunden mehr krampfhaft versuchen, in ihre alten 36er Jeans zu quetschen, wobei sie eigentlich Größe 40 haben (da kommt bei mir auch noch die Frage auf, wie das überhaupt passen soll?).

    Auch der Punkt bezüglich des Selbstbelügens trifft's. Ich habe nie daran geglaubt, wenn mir eine etwas korpulentere Person versucht hat zu erklären, dass sie sich wohl fühlt.

    Guter Blog; weiter so!

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  2. Ich kann deinem Blogeintrag hier fast uneingeschränkt zustimmen - was manche anhaben, ist wirklich nicht mehr schön.
    Und sogar mein Freund, der selbst nicht dünn ist, sagt, dass man doch bitte Kleidung tragen soll, die auch der eigenen Größe entspricht. (...und dass manche Kleidungsstücke nicht größer als in M verkauft werden sollten - wunderschöne, enge Glitzerleggins zum Beispiel. ♥)

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  3. Haha. :'D
    So schön hätte ich es nie formulieren können.
    Du sprichst mir mit diesem Eintrag aus der Seele.
    Denn genau so ist es.
    In allen Punkten gebe ich dir Recht.

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  4. Vielen Dank für die Zustimmung und das viele Lob!

    Auch von Monsieur/Madame Anonym!

    Es ist wunderbar, dass die intektuelle Ebene der Welt doch noch nicht ganz ausgestorben ist. :)

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  5. Netter Blog, machste gut.

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  6. Einfacher ist doch, Leute zu verhöhnen als mit ihnen in der Masse unterzugehen, ohne sich umzudrehen.

    Nicht, dass ich Größe X-tragelarge ausstehen könnte, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass das physische Ausstellungsbedürfnis auch bei fetten Menschen gegeben ist.

    Nundenn, nur wenn sich der ästhetisch fragliche Charakterausdruck auch ohne seine Aura aus einer Fußgänger-Masse hervorheben kann, ist das auch ein anschauliches Beispiel für das Vergessen in einer völlig informations- und verbrauchsüberladenen sowie von konkurrierenden Konzernen zu immer mehr Zuckerkonsum erzogenen Gesellschaft, solange noch Zeit auf dem Weg zur Arbeit bliebe für Fettärsche.

    Aber in jedem Fall kann ich deine Art zu schreiben auch nur komplementieren, ein reizvolles Typogramm von Momenten aus dem emotionialen Miteinander einer Konsumgesellschaft oder dieser Person, die wie in deinem Artikel beim jährlichen Zuwachs der steigenden Saccharide, auch hier von irgendwas völlig überladen wurde.

    Du hast eine beruhigende Auffassung zu deiner Umwelt.

    Weil ich nicht hinundherschwappe wie eine Bohle im Mondlicht, kann ich die ungesunde Lebenshaltung mancher Menschen nur betonen, und dass bei so einem solchen Lebensstil auch psychosomatische Folgen bleiben...

    nicht der Fall bei einem Glas trockenem Rotwein natürlich, soll ja angeblich das Leben verlängern. :-) this is life

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  7. Ich gebe dir da auch vollkommen recht!

    Eine Freundin von mir, die auch nicht gerade schlank ist, hatte mal gefragt ob sie sich klamotten von mir leihen kann O__O
    Also ich denke Größe S und Größe L-XL ist schon ein unterschied! o.O
    Wenn ich die verliehen hätte, hätt ich dir wohl nicht heile zurückbekommen xD
    Naja manche Frauen fühlen sich wohl total sexy wenn sie total enge klamotten tragen o.O und der Bauch sogar schon an den Seiten über der Hose liegen. Sowas ist echt eklig >.<
    Also super-Eintrag jedenfalls ^^

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