Donnerstag, 17. Dezember 2009

Abschied(e)

Es gibt sie in sämtlichen Variationen: groß, klein, lang, kurz, schmerzhaft und egal. Ein Abschied ist immer mit Gefühl verbunden - und sei es auch nur mit Gleichgültigkeit.

Zum Ende des Jahres hin wird man ja meist melancholischer, die Temperaturen sind niedrig und der Drang wächst, sich bei einer heißen Schokolade in eine Decke zu kuscheln und dem Feuerwerk entgegen zu fiebern. Aus dieser Stimmung heraus entwickelt sich oft eine gewisse Melancholie. Bald endet wieder etwas und etwas Neues beginnt. Man nimmt Abschied vom Jahr, obwohl dies ja eigentlich nur eine Erfindung der Menschheit ist, weil sie sonst keinen Überblick und keine Struktur auf der Welt hätte. Auch ich nehme dieses Jahr besonders Abschied. Ja, jetzt wird es schmalzig, auch mich hat die winterliche Melancholie gepackt.

Ein Abschied kann verschiedene Formen haben. Es gibt den Tod, es gibt den Aufbruch in eine andere Stadt, das Aufgeben von etwas Vergangenem, loslassen, verzeihen, weiterziehen. Ein Abschied bedeutet immer auch ein Anfang. Und für diesen muss man bereit und offen sein, sonst wird er sich schwer im Gemüt verankern.

Es kann schließlich auch etwas Gutes sein. Ich rede jetzt mal von mir. Ich wollte mich fast schon entschuldigen, doch ist das hier doch mein Blog. Manchmal bin ich doch ein bisschen blöd.
Für mich war das Jahr 2009 schrecklich, wirklich schrecklich. Den größten Teil des Jahres war ich wie in Trance, zerstört, am Boden, am Abgrund, voll Leere. Ich habe viele Abschiede nehmen müssen; von Gewohnheiten, von Freunden, von Denkweisen, von Naivität und vor allem von der Sicherheit, glücklich zu sein. Das sollte noch nicht mein Glück sein. Die Erkenntnis und Lektion war schmerzhaft, doch notwendig. Ich habe die Hölle durchquert und stehe mutig dem Abschied entgegen. Das klingt jetzt wahnsinnig hochtrabend und poetisch, ich weiß. Kurz: Es war ein verdammt beschissenes Jahr und nun wird alles besser. Glaube, nein hoffe, nein weiß ich.

So nehme ich am 31. Dezember nicht nur Abschied vom Jahr, sondern auch von einem alten Abschnitt. Mit dem nächsten Jahr kommen keine einfallslosen 0-8-15-Vorsätze wie "immer lieb sein", "viel Geld verdienen", "die Welt retten", sondern kompromisslose Veränderungen. Ich werde ausziehen, wegziehen, mein Studium in einem völlig neuen Umfeld beginnen mit neuen Menschen. Dafür muss und werde ich mit allem abschließen, was mich am alten Abschnitt festhält. Es wird Zeit. Ich habe viele übers Internet kennengelernt und ich habe gerade dieses Jahr gelernt, dass mir diese Kontakte nichts bringen, dass sie mich nur auf- und festhalten in alten Verhaltensweisen. Sie sind noch nicht so weit und das ist okay. Aber ich möchte aufbrechen und in ein neues Kapitel des Lebens starten.

Abschied nehmen. Es wird nicht immer leicht werden, doch notwendig. Mein Blick ist nach vorn gerichtet und nicht mehr zurück. Ich weiß, dass es mir für einige Menschen leidtun wird, wenn ich sie restlos zurücklasse mit keiner Chance, mich je wieder einzuholen. Einige werden weinen, einige werden mich nach einigen Tagen vergessen haben. C'est la vie. Es ist manchmal schwer und nicht oft fair. Doch muss jeder seinen Platz für sich allein finden und wenn es nur der Weg ist.

Geht einmal in euch und denkt nicht nur daran, wie ihr an Silvester Böller unter Omis Fenster zerschallen lasst, euch halb ins Koma sauft und Luftschlangen durch die Luft pustet. Abschied oder Bleiben. Stillstand oder Fortschritt. Fragezeichen oder Ausrufezeichen.

Die intellektuell und emotional eher Kleinbestückten haben sich vermutlich halb zu Tode gelangweilt bei diesem Blog, wenn sie sich überhaupt ganz durchgequält haben. Alle anderen müssen jetzt aber auch Abschied nehmen. Und ich auch. Küsschen und adieu.

1 Kommentar:

  1. Wirklich gut geschrieben :/
    Das erinnert mich selbst auch dran, dass ich die "einfache" Zeit dieses Jahr verabschieden werde, wobei mein 2009 ebenfalls, grob gesagt, beschissen war :D
    Aber egal. Schließen wir damit ab & lassen wir's hinter uns, Erfahrungen sind immerhin dazu da um gemacht zu werden, und manchmal sind's halt auch Schlechte (:
    Ausziehen, wegziehen, neues Umfeld -genau das, was mich auch erwartet.
    Ich wünsch uns beiden das Beste, schöne Weihnachten dir & trotz Allem einen guten Rutsch (;

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