Dienstag, 8. Dezember 2009

Eine Zugfahrt, die ist lustig...nicht.

Eins meiner ganz persönlichen Lieblingsthemen.
Meine Äußerungen beruhen dabei ausschließlich auf eigenen Erfahrungen aus der Großstadt, in der ich lebe. Doch bin ich mir fast sicher, dass man sich darin wiederfinden kann, egal, an welchem Fleck Deutschlands man seinen Allerwertesten gerade im Chefsessel wälzt.

S- und U-Bahnfahren, immer wieder ein Vergnügen. Dabei ist Jahres- und Uhrzeit egal. Man findet immer interessante Gesellschaft vor. Während man im Sommer von sämtlichen Gerüchen von Schweiß über Alkoholfahnen über Müll über Ungewaschenheit geradezu gegen die von eben diesen Materialien besetzten und verklebten Türen und Scheiben gepresst wird, sitzt man zu winterlichen Zeiten eher starr und still im unbequemenen Sitz, während man hofft, irgendein verdammter Idiot betätige doch bitte den "An kalten Tagen Tür hiermit schließen"-Knopf. Doch da sich jeder nur für sich interessiert und sein Blickfeld genau eine Hand weit reicht, bleibt dieser Wunsch meist unerfüllt. Dennoch fahre ich lieber im Winter Bahn.

Neben den - sagen wir mal - temperaturbedingten Problemen gibt es da noch die verschiedenen Uhrzeiten. Morgens muss es am schönsten sein. Jeder döst vor sich hin, der eine liest Zeitung, der andere lehnt sich gemütlich an seinen Nachbarn und schläft noch eine Runde. Nein, das war in Japan. Hier würde das wohl entweder ein auf's Maul geben oder man könnte dem Angelehnten dabei zuschauen, wie er unbeholfen versucht, sich aus der Situation hinaus zu winden. Beides eine ziemlich lustige Vorstellung, finde ich. Die schlimmste Zeit ist der Feierabendverkehr. Um Gottes Willen, hier gilt: bitte streng vermeiden, danger, stay outside! Außer man steht auf drängeln deluxe und (im Sommer: schweißgetränkte) Körper, die kontrolllos aneinander reiben. "Schwein gehabt", denkt der eine, der an einer der ersten Stationen einsteigt und noch einen Sitzplatz ergattert. Und als er die Masse um ihm, vor ihm, neben ihm und manchmal auch über ihm erblickt, kurz vor der Station, an der er rausmuss, denkt er, sein Schwein pfeift. Es wird niemand Platz machen. Geht ja nicht. Ist ja nicht deren Problem. Und wer aus der Reihe tanzt - hier übrigens im wahrsten Sinne - dessen Verhalten wird geradezu ausgebuht und mit finsteren Gesten und Mimik bestraft. Sünde! Höchststrafe für den Mann, der dort Platz machen wollte! Am besten gleich mit rausquetschen, wenn die Tür aufgeht.

Und du mittendrin. Um dich herum die verschiedensten Gesichter; schwarz, weiß, gelb, grün, bunt, dick, dünn, anziehend und abstoßend. Dem einen hängt vielleicht ein Rotzfaden aus der Nase. Eine andere musste ja unbedingt ihr Fahrrad in den Wagon quetschen. Du kannst kaum, nein du möchtest nicht atmen bei dem bedrückenden Geruch. Aber du musst und so unterdrückst du deinen Kotzreiz. Wo solltest du dich auch entleeren? Auf der Dame mit den fettigen Haaren vor dir oder doch lieber auf dem griesgrämig dreinblickenden Opa neben dir, für den die Jugend doch sowieso nicht mehr das ist, was sie mal war? Und dann ist da dieser Typ, der aussteigen muss. Die S-Bahn hält und du spürst, wie die Masse sich regt. Eigentlich könntest du einfach die Beine anziehen und dich hinaustragen lassen. In diesem Moment beschließt du, nächstes Mal ein paar Bahnen später zu nehmen, steigst aus und wünschst dem Mann, der dich stolz über seinen Ausblick und seinen errungenen Sitzplatz aus dem Fenster ansieht, viel Glück, wenn seine Zeit gekommen ist.

Nachts ist es leerer. Doch dazu zu einem anderen Zeitpunkt mehr.

1 Kommentar:

  1. Ein Blog auf Deutsch, richtigem Deutsch *-*
    Wunderbar, Herr Wichtel :D
    Und ja, ich teil die Gedanken zum U Bahn fahren, bzw. S Bahn.. und so weiter.
    Nach Konzerten macht's auch besonders viel Spaß.
    [:
    U6, Columbiahalle, sag ich nur :D

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